Zinsen sinken weiter
Gunter Deuber, Chefanalalyst von Raiffeisen Research, wirft einen spannenden Blick in die Zukunft der Finanzmärkte. Erfahren Sie, welche Entwicklungen unsere Wirtschaft prägen und wie Sie sich darauf vorbereiten können.
Für das kommende Jahr ist in der Eurozone ein zartes Wirtschaftswachstum von knapp über einem Prozent – in Österreich von circa 0,9 Prozent – zu erwarten. Der EZB-Einlagesatz, der derzeit bei 3,25 Prozent liegt, wird im kommenden Jahr auf etwa 2 Prozent fallen. Diese Entwicklung dürfte vor allem variable Kredite weiter verbilligen, so Deuber.
Industriestarke Länder im Spannungsfeld
„In Europa haben wir weiterhin eher eine schwache Industrieentwicklung und das trifft gerade die industrie- und exportstarken Volkswirtschaften wie Deutschland und Österreich“, erläutert Gunter Deuber. Auch Kärnten, als eines der industriestärksten Bundesländer, ist von dieser Entwicklung betroffen. Bessere Absatzchancen als im Heimatland sieht Deuber vor allem in den Nachbarländern.
Branchen mit Wachstumspotenzial
Während viele traditionelle Industriezweige in Europa unter Druck stehen, gibt es dennoch Bereiche, die 2025 moderates Wachstum verzeichnen können.
„Wir sehen eine Bodenbildung im Bau- und Immobilienbereich“, analysiert der Ökonom. Gerade in Österreich spielt dieser Sektor eine zentrale Rolle und kann dazu beitragen, die heimische Wirtschaft zu stabilisieren. Ein weiterer Wachstumsbereich sind technologieaffine Produkte. „Digitalisierung und Modernisierung laufen weiterhin sehr stark“, so Deuber. Elektronik und hochqualitative Produkte, die für die digitale Transformation benötigt werden, stehen dabei im Mittelpunkt.
Schwacher Euro, starker Dollar
Die unterschiedliche Konjunktur- und Geldpolitik in den USA und Europa hat Auswirkungen auf die Finanzmärkte im Jahr 2025. Die USA bleiben aus finanzieller Sicht attraktiv. „Kurzfristig fördert Herr Trump wahrscheinlich die Unternehmensgewinne mit seiner Steuersenkungspolitik und den Deregulierungsmaßnahmen“, sagt der Raiffeisen-Research-Experte.
In Europa zeigt sich ein anderes Bild. „Wir haben es mit einer Konjunkturschwäche zu tun, sogar mit gewissen Abwärtsrisiken“, sagt Deuber. Die Leitzinsen in Europa werden weiter sinken, während die Leitzinsen in den USA hoch bleiben. Eine große Herausforderung sieht der Chefanalyst bei den Wechselkursen. „Wir sehen jetzt den EUR/USD bis auf 1,02 abwerten. Wenn der EUR/USD ins Rutschen kommt, ist nicht auszuschließen, dass wir noch tiefer gehen“, warnt er. Die Leitzinsen in den USA werden bei einem vergleichsweise hohen Niveau von etwa 3,75 % stagnieren. Die stabilen Zinsen sorgen dafür, dass Kapitalströme verstärkt in die USA fließen und der Dollar weiter gestärkt wird.
Spar- und Konsumverhalten der Österreicher:innen
Die Sparquote in Österreich befindet sich aktuell auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. „Derzeit wird sehr viel gespart“, so Deuber. Im Vergleich zur Ausnahmesituation während der Corona-Pandemie, ist die Sparquote zwar gesunken, dies sei aber laut Raiffeisen Research auf die damaligen Unsicherheiten zurückzuführen. Aufwärtspotenzial gibt es vor allem im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere und Aktien.