Alfried Braumann, CEO Vienna Region, Michael Moll, CEO accent Inkubator, Doris Agneter, CEO N.vest und tecnet, Saeed Amidi, CEO Plug and Play, und Günther Ofner, CFO Flughafen Wien (v. l. n. r).
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Heimat für Visionäre

Der Flughafen Wien punktet auch als Start-up-Hub mit Silicon-Valley-Know-how.

Startplatz für große Visionen

Der Flughafen Wien hebt innovativ ab: Neben dem Reisebetrieb punktet der Verkehrsknotenpunkt auch mit Kooperationspartnern wie der Europäischen Space Agency als Start-up-Hub mit Silicon-Valley-Know-how.

Text: Paul Billisich

Der Flughafen Wien – der eigentlich auf dem Gemeindegebiet der niederösterreichischen Stadt Schwechat liegt – ist auf Erfolgskurs: Nach den Ausfällen aufgrund der Coronapandemie wurden im Vorjahr 29,5 Millionen Passagiere transportiert, um ein Viertel mehr als im Jahr davor. Der internationale Luftverkehrsknoten erwartet laut Vorstand Julian Jäger „einen guten Reisesommer mit neun bis zehn Millionen Passagieren alleine von Juli bis September 2024 – und damit das Rekordniveau von 2019.“ Die
Topreiseländer der Österreicherinnen und Österreicher sind heuer übrigens Italien, Spanien, Griechenland und die Türkei. Dass es angesichts dessen heuer deutlich mehr als 30 Millionen Passagiere werden, gilt als sicher. Doch abgesehen vom Kerngeschäft hebt der Airport Vienna auch über eine andere Route ab: als Standort für innovative Projekte, die nicht immer mit klassischem Reisen zu tun haben.

Diese führen auch über irdische Grenzen hinaus: Im heurigen April wurde in den Räumlichkeiten des Space-Unternehmens Enpulsion – das kleine Ionenantriebe für Satelliten herstellt – das erste europäische Phi-Lab eröffnet. Dies ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Europäischen Weltraumagentur (ESA), dem Klimaschutzministerium und dem Land Niederösterreich. Mit gezielten Fördermaßnahmen sollen Weltraum-Start-ups zur Marktreife begleitet werden. Der aus Tirol stammende ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher erläuterte bei der Eröffnung, dass das ESA-Phi-Lab Austria am Flughafen Wien Teil eines Netzwerks von insgesamt zwölf ESA-Phi-Labs in Europa sein werde. Man wolle mit dem Netzwerk Industrie, Universitäten und Hochschulen sowie verschiedene Agenturen zusammenführen, um neue Ideen und Produkte zu kreieren und auch marktreif zu machen. Mittels sogenannter „Scale-up“-Investitionen werden Unternehmen dabei unterstützt, mehr Risiken einzugehen, schneller mit ihren Produkten auf den Markt zu kommen und private und institutionelle Investoren anzuziehen. Flughafen-Vorstand Günther Ofner sagt zum Standort: „Der Flughafen Wien begleitet Start-ups im eigenen Innovation Center. Das ESA-Phi-Lab ist ein wichtiger neuer Partner für die AirportCity, die mit hervorragender Erreichbarkeit, internationaler Vernetzung und zahlreichen Dienstleistungsangeboten der perfekte Betriebs- und Produktionsstandort für Unternehmen ist.“ Und es sei Platz für weitere Ansiedelungen von Start-ups vorhanden, so der Vorstand.

Innovationsplattform aus dem Silicon Valley

Denn: Der Flughafen Wien ist längst mehr als ein wichtiger Startplatz für internationale Flugreisen. Er hat sich auch als „Hub“ für von Firmen umgesetzte Innovationen bei Mobilität und Smart Cities etabliert. Lokalisiert ist dieses Angebot vor allem im Conference & Innovation Center durch zahlreiche Veranstaltungen und Networking-Events. Besonders bemerkenswert ist eine seit 2019 bestehende Kooperation, und zwar mit der kalifornischen Innovationsplattform Plug and Play Tech Center mit Hauptsitz in Sunnyvale im Silicon Valley. Ziel ist, digitale Technologien in der Reisebranche zu fördern. Zu den Projekten gehören autonome Rollstühle, KI-basierte Photovoltaik-Inspektionen, Reinigungsroboter und Gepäck-Check-in von zu Hause. 

Neue Technologie: Der Vienna Airport unterstützt frische Ideen rund ums Reisen.
Neue Technologie: Der Vienna Airport unterstützt frische Ideen rund ums Reisen.

„Über 700 Start-ups wurden gescreent, was zur Umsetzung von etwa zwei Dutzend Projekten geführt hat“, heißt es seitens des Airports. Der Flughafen Wien testet mit anderen großen Unternehmen wie Airbus, SkyTeam und Vienna Insurance Group diese neuen Technologien und führt sie, wenn erfolgreich, in den Regelbetrieb über. Das kalifornische Unternehmen wurde im Februar 2006 vom iranischstämmigen Silicon-Valley-Veteranen Saeed Amidi gegründet und hat sich darauf spezialisiert, als „Accelerator“ Start-ups mit Investoren und namhaften Unternehmen zusammenzubringen. Weltweit gibt es bereits 50 solcher Niederlassungen. Ein zentraler Aspekt der Partnerschaft zwischen dem Flughafen Wien und Plug and Play sind die Plug-and-Play-Events wie Expo, Exploration und Selection Days, die im Vienna Airport Conference & Innovation Center stattfinden.