Wie das Raiffeisen Innovation Center Wissenschaft, Innovation und Business zusammenbringt.
Echten Bedürfnissen auf der Spur
Das Raiffeisen Innovation Center an der Johannes Kepler Universität hat sich als Drehscheibe etabliert, die Studierende, Wissenschaft und Unternehmen vernetzt und den idealen Boden für neue Ideen bereitet.
Text: Johannes Grüner
Ein Hauch von US-amerikanischem Unternehmergeist und Start-up-Mindset war im Juni an der Johannes Kepler Universität spürbar. Auf Einladung der Raiffeisenlandesbank OÖ waren zwei Dozenten der US-Elite-Uni Stanford in Nabergoj und Scott Sanchez, was Unternehmen und Studierende von dieser Methode lernen können, welche Probleme Kundinnen und Kunden wirklich haben und wie sich daraus Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Design Thinking ist ein menschzentrierter Innovationsansatz, um Bedürfnisse oder Probleme zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln. Entscheidend sind dabei nicht nur Kreativität oder das „Trial and Error“-Prinzip – also Dinge einfach mal auszuprobieren und relativ rasch Prototypen zu entwickeln –, sondern vor allem auch Einfühlungsvermögen und Empathie gegenüber Kundinnen und Kunden. „Die Generation Z fordert viele traditionelle Unternehmen und Branchen nicht nur heraus, sondern zwingt sie, ihre Nutzer besser zu verstehen und Lösungen für ihre Bedürfnisse zu entwickeln. Bestes Beispiel: Für ältere Generationen war das erste eigene Auto eine Investition, für die man Geld zur Seite gelegt hat. Das spielt für viele junge Menschen, vor allem in Städten, heute keine große Rolle mehr“, so Nabergoj.
Viertägiges Bootcamp
Vierzig Teilnehmer aus acht verschiedenen Nationen, darunter Studierende oder auch Vertreter von Unternehmen, haben beim viertägigen Design Thinking Bootcamp ihre Köpfe zusammengesteckt und im intensiven Austausch Innovationsprozesse durchlebt. Mit dabei waren auch die zertifizierten Design-Thinking-Coaches vom Innovation Hub der Raiffeisenlandesbank OÖ. Sie sind auch für den Betrieb und das Programm im Raiffeisen Innovation Center (RIC) an der JKU verantwortlich. Die Innovationswerkstatt ist vor allem auch ein Ort der Vernetzung, an dem sich Studierende, Wissenschaft und Wirtschaft austauschen und Kontakte knüpfen. RLB-OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller: „Ich bin davon überzeugt, dass Wissenschaft auch immer ein Ohr an der Wirtschaft haben sollte – und umgekehrt. Gerade in einer Zeit, in der wir in praktisch jedem Lebensbereich mit einer Reihe von Veränderungen konfrontiert sind und neue Technologien viele Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich bringen, ist dieser Dialog im Sinne der Innovation wertvoller denn je.“
Raumgeber für neue Ideen und Impulse
„Das Raiffeisen Innovation Center hat zum Ziel, Praxiswissen mit innovationsorientierten Methoden zu vereinen und diese mit wissenschaftlichen Kompetenzen abzurunden. Unser Angebot richtet sich an drei Gruppen: Studierende, Unternehmen und Institute“, erklärt Wolfgang Spitzenberger, Leiter der Personalabteilung der Raiffeisenlandesbank OÖ, die Idee dahinter. Zusätzlichen Rückenwind für die Gestaltung der neuen Räumlichkeiten gab auch das Feedback der Studierenden vor Ort: „Wir haben immer wieder die Rückmeldung bekommen, dass ihnen Kollaborationszonen fehlen. Ein Ort, an dem man sich einfach mal unverbindlich über Ideen austauschen kann. Die Bandbreite unseres Angebots für Unternehmen und Studierende reicht von Workshops, ‚Need-to-Market-Support‘, unterschiedlichsten Veranstaltungsformaten bis hin zu Start-up-Safaris“, so Barbara Boucek.
Sie ist eine der Design-Thinking-Coaches und leitet den Innovation Hub, den die Raiffeisenlandesbank OÖ bereits seit 2018 erfolgreich betreibt. Bei der Start-up-Safari im Rahmen vom Design Thinking Bootcamp lernten die Teilnehmer einige Gründer und junge Unternehmen kennen, die unter anderem an den Start-up-Hotspots Tabakfabrik Linz oder Techcenter angesiedelt sind. Sie gaben nicht nur Einblicke in ihre Arbeitsweise und Mentalität, sondern auch in ihr Ökosystem und in die Vernetzung und Zusammenarbeit mit der traditionellen Ökonomie.
„Es braucht kollaborative Innovationsnetzwerke“
Besonders der bei vielen Start-ups etablierte Ansatz des Design-Thinkings – zugleich Mindset und Methode, mit der komplexe Probleme oder Fragestellungen systematisch und kreativ gelöst werden – spricht den akademischen Nachwuchs und verschiedenste Unternehmen an. Boucek: „Die Herausforderungen der Zukunft sind umfassend, hängen intensiv zusammen und sind deshalb nicht mehr ausschließlich von einzelnen Betrieben, Personen oder Organisationen zu lösen. Daher braucht es dieses kollaborative Innovationsnetzwerk.“ Innovation sei für die österreichische Wirtschaft zentral, um in Europa und der Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. „Das betrifft unsere Kunden, die wir auf allen Ebenen – dazu zählt auch die Zukunftsfähigkeit ihrer Produkte und Dienstleistungen – dabei unterstützen wollen, gut zu wirtschaften. Wir übernehmen damit bewusst Verantwortung für den Standort“, erläutert die Innovationsmanagerin.
Spitzenköche und Musikerinnen
Das notwendige Mindset soll das Raiffeisen Innovation Center als Drehscheibe anstoßen. Das Know-how der ausgebildeten Design-Thinking-Coaches bildet dafür die Grundlage. „Wir nutzen die Methode zur Weiterentwicklung und schulen unsere Mitarbeitenden in der RLB OÖ. Jetzt tragen wir die Vorteile nach außen, indem wir die Herangehensweise auch extern anbieten“, so Boucek. Schließlich verfüge nicht jedes mittelständische Unternehmen über eine eigene Innovationsabteilung. „Hier wollen wir Sparringspartner sein, um Potenziale auszuschöpfen.“ Inspirationen aus anderen Disziplinen sind dabei ein wesentlicher Aspekt des Konzepts. So lernen die Teilnehmenden des Formats „Gipfelstürmer“ etwa von Spitzenköchen und Musikerinnen, was Innovation mit Spitzenleistung zu tun hat.