Die Automobilindustrie bleibt in Bewegung. Für Branchenakteure bedeutet das, den Fahrplan in Richtung Mobilität der Zukunft mit innovativen Technologien und nachhaltigen Konzepten aktiv mitzugestalten.
Innovative Zukunft
· Wie sich die Automobilindustrie mit frischen Ideen auf die Mobilität von morgen einstellt.
Text: Rosi Dorudi
Von Elektromobilität über Wasserstoffantrieb bis hin zum autonomen Fahren: In den kommenden Jahren wird sich die automobile Welt völlig neu aufstellen und die Effizienz der Fortbewegung revolutionieren. Schon heute sind moderne Fahrzeuge mit intelligenten Assistenzsystemen ausgestattet und smart vernetzt. „Fahrzeuge enthalten mittlerweile bis zu 80 Steuergeräte“, erklärt Helmut Weinwurm, Vorstandsvorsitzender der Robert Bosch AG und Repräsentant der Bosch-Gruppe in Österreich. „Das führt zu grundlegenden Veränderungen in der Elektronikarchitektur.“ Das Unternehmen arbeitet gemeinsam mit namhaften Autoherstellern daran, die Komplexität der Steuergeräte zu optimieren und neue Entwicklungsprozesse und Geschäftsmodelle zu generieren. „An unseren Standorten in Wien, Linz und Hallein betreiben wir internationale Kompetenzzentren für die Entwicklung von Mobilitätstechnik, um die nachhaltige Transformation zu klimaneutraler und vernetzter Mobilität voranzutreiben“, so der CEO.
Mit einer Forschungsquote von 14 Prozent in Österreich gehört Bosch zu den Innovationsführern der Branche. Schon früh legte das Unternehmen mit Fahrerassistenzsystemen und der zugehörigen Umfeldsensorik den Grundstein für alle Stufen der Automatisierung – einschließlich vernetzter Parklösungen wie Automated Valet Parking, das in Zusammenarbeit mit Daimler erstmals im Parkhaus des Mercedes-Benz Museums in Stuttgart realisiert wurde. „Autos fahren per Smartphone-Befehl fahrerlos in den zugewiesenen Stellplatz, ohne dass der Fahrer das Manöver noch überwachen muss“, erklärt Weinwurm. Zurück gehe es dann genauso. „Dieses Pilotprojekt markiert einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren und gilt weltweit als die erste infrastrukturgestützte Lösung für einen automatisierten Vorfahr- und Einpark-Service im realen Mischbetrieb.“ Für Parkhausbetreiber bedeutet das fahrerlose Parken eine effizientere Parkraumnutzung, da bis zu 20 Prozent mehr Fahrzeuge auf die gleiche Fläche passen.
Schlüsselelement Wasserstoff
Neben effizienten Mobilitätslösungen für den Alltag ist die emissionsfreie Energieversorgung ein entscheidender Faktor für die Klimawende. „Grüner Wasserstoff ist dabei ein zentrales Element“, ist Weinwurm überzeugt. „Wir entwickeln Technologien für die Erzeugung, Kompression, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff.“ 2030 will Bosch mit seinen Wasserstofftechnologien weltweit einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro erzielen. „Entsprechend stark engagieren wir uns für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft.“ Das Bosch Engineering Center in Linz treibe die Transformation hin zu klimaneutralen Mobilitätslösungen aktiv voran. Der Standort sei international anerkannt für die Entwicklung von Common-Rail-Injektoren, die in Nutzfahrzeugen wie Lkw, Baggern und Booten zum Einsatz kämen. „Darüber hinaus entwickeln wir innovative Lösungen entlang der weltweiten Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff, einschließlich Wasserstoff-Einblasventilen sowie Elektrolyse-Stacks.“
Mit dem Wandel der Mobilität verändern sich auch die Bedürfnisse der Fahrenden, insbesondere an Autobahnraststätten. „Nur an eine Tankstelle zu fahren, um zu tanken und Proviant zu kaufen, erfüllt schon lange nicht mehr die Erwartungen der Reisenden“, konstatiert Florian Nanz. Die Stuttgarter Nanz-Gruppe schlägt mit ihrer Marke „Break“ neue Wege ein.
Direkt an der A7, der Nord-Süd-Achse von der dänischen Grenze in Ellund bis zur österreichischen Grenze bei Füssen, befindet sich im deutschen Evendorf eines der modernsten Autoreisezentren Europas. „Wir haben das Rad nicht neu erfunden. Bei der Konzeption des Autohofs war klar, dass wir ein Gastronomieangebot, ein Hotel und einen modernen Tankstellenshop als Ankermieter benötigen“, beschreibt der Geschäftsführer die Projektentwicklung. „Beim Design haben wir aber auf futuristische und ‚aufgeräumte‘ Züge in der Architektur gesetzt, um die Neugier der Kunden zu wecken, die sich dann vor Ort von einem sauberen, modernen und freundlichen Autohof überzeugen können.“ Das Thema Nachhaltigkeit spiele im gesamten Konzept eine wichtige Rolle. „Wir wussten: Wenn wir modern auftreten wollen, müssen wir auch modern sein.“ Dazu gehöre insbesondere der Einsatz erneuerbarer Energien. „Ein Solarpark versorgt die E-Ladesäulen, sodass Kunden im wahrsten Sinne des Wortes Sonnenenergie tanken können. „Insgesamt fokussiert unser Konzept auf einem hochwertigen Angebot zu vernünftigen Preisen“, fährt Nanz fort. „Wir sind der Überzeugung, dass Service, Qualität, Convenience und Sauberkeit eine immer größere Rolle bei Reisenden und Berufsfahrern spielen werden. Die Menschen sind mobiler geworden und verlangen nach der nötigen Infrastruktur dafür, die wir ihnen hier bieten können.“ Bereits in Planung seien daher auch zwei weitere Standorte an der A7, die unter anderem auch mit Lademöglichkeiten für Elektro-Lkw aufwarten werden.
Leichtgewicht auf zwei Rädern
E-Mountainbikes gewinnen im Sportsektor zunehmend an Beliebtheit. Eines der führenden Unternehmen in diesem Segment ist der bayerische Technologiekonzern TQ, der unter anderem Steuerungselektronik für Passagierflugzeuge entwickelt. 1994 in Seefeld gegründet, ist der Betrieb schnell von einem Zwei-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen von Weltrang gewachsen. „Mittlerweile arbeiten über 2.200 Mitarbeiter daran, unsere Vision der Zukunft Realität werden zu lassen“, erzählt Anna Vodičková, Product Marketing Manager der Business Unit TQ-Drives. „Im Geschäftsfeld E-Bike entwickeln, fertigen und vermarkten wir bereits seit 2012 erfolgreich Antriebssysteme dafür. Seitdem streben wir danach, diese durch bahnbrechende Technologien zu revolutionieren.“ Der Firmenname TQ, ein Kürzel für die Begriffe Technologie in Qualität, ist schließlich Programm. „Wir sind mit mehreren Motoren und einem kompletten E-Bike-System auf dem Markt und an über 20 Modellen von Weltmarktführern wie Trek, Scott, Pinarello oder BMC zu sehen.“
Das patentierte Harmonic-Pin-Ring(HPR)-Getriebe sei das Resultat jahrzehntelanger Erfahrung des Unternehmens in der Entwicklung von elektrischen Motoren für Roboter, Satelliten, Raumstationen und Mars-Rover. Aufbauend auf dieser Technik für den zuverlässigsten Einsatz in extremen Bedingungen hat TQ die Harmonic-Pin-Ring-Antriebstechnik auf den Einsatz im Fahrrad angepasst. „Das Ergebnis ist ein extrem leichtes, leises System mit einem natürlichen Fahrgefühl sowie einem nahezu sofortigen Kraftschluss, das nahtlos in analoge Fahrräder integriert werden kann."
Die Verwendung des patentierten HPR-Getriebes ermögliche es, auf zusätzliche Zahnräder zu verzichten und damit eine der größten Quellen von Reibung, Geräuschen und potenziellen Schwachpunkten zu eliminieren. Zusätzlich erlaube der Verzicht auf ein traditionelles Getriebe eine zuverlässige Motor- und Getriebeeinheit, ohne schwere interne Teile aus Metall zu konstruieren – und damit das Gewicht des Systems deutlich zu reduzieren. Verbesserungen in der Batterietechnologie, der Motorleistung und der Reichweite machen E-Bikes immer attraktiver.
„E-Bikes bieten eine Möglichkeit, sportlich aktiv zu sein, ohne sich übermäßig anzustrengen“, so Vodičková. Dadurch ließen sich längere Strecken bewältigen und anspruchsvollere Routen meistern. „Die innovativen E-Bike-Antriebssysteme haben das Potenzial, eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Elektrifizierung des Fahrradmarktes zu spielen“, ergänzt sie. Sie ermöglichten Fahrradherstellern die Entwicklung einer neuen Generation von E-Bikes, die für noch mehr Fahrspaß sorgen. ••