Nachgefragt bei Aufsichtsrat Ing. Wolfgang Rohner
Seit 2009 ist Wolfgang Rohner Mitglied des Aufsichtsrats – zuerst für den Bereich Bodensee, inzwischen auch für das Leiblachtal. Was den Geschäftsführer der weltweit tätigen IMA Schelling Group an der Funktion reizte, wie ihm seine Erfahrung bei der Fusion nützte und in welche Richtung sich der Aufsichtsrat entwickelt, darüber spricht er im Interview.
Herr Rohner, was hat Sie ursprünglich überzeugt, das Mandat als Aufsichtsrat bei der Raiffeisenbank anzunehmen?
Seinerzeit hat mich Kurt Amann angesprochen: Er schied aus dem Aufsichtsrat aus und suchte einen Nachfolger – damals noch für die Raiffeisenbank am Bodensee. Da ich beruflich viel mit der Branche zu tun hatte, interessierte mich, wie die Bankenszene im Hintergrund funktioniert. Und mir gefiel der Genossenschaftsgedanke von Raiffeisen. Heute klingt er vielleicht ein bisschen verstaubt, aber ich glaube, er ist zukunftsträchtig. Sich genossenschaftlich zu organisieren, wäre in einigen Bereichen volkswirtschaftlich sinnvoll, um gemeinsame Interessen voranzubringen. Dieser Grundgedanke ist ein sehr positiver – sowohl im privaten als auch geschäftlichen Bereich.
Jetzt, da Sie mehr Einblick haben: Welches Thema hat Sie überrascht?
Die Entwicklung im Bereich der Bürokratie der Banken und die IT-Kosten! Der hohe Aufwand schmerzt einen fast, wenn man den sieht. Wir als Unternehmen werden auch geplagt, aber die Banken bekommen in diesem Bereich ordentlich Fett ab.
Ein wichtiges Thema der letzten Jahre war die Zusammenlegung der Raiffeisenbank am Bodensee und Leiblachtal. 2015 haben Sie in Ihrem Unternehmen die Fusion zur IMA Schelling Group als Geschäftsführer aktiv miterlebt und -gestaltet. Wie konnten Sie diese Erfahrungen als Aufsichtsrat einbringen?
Sie halfen mir sehr beim Verständnis gewisser Themen in diesem Zusammenhang, da gab es einige Parallelen. Neben allem Operativen zeigte sich auch, dass die Zusammenführung von Mitarbeitern ein starkes Kultur-Thema ist.
Inwiefern?
Durch eine Fusion erfahren die Mitarbeiter Veränderung. Sie sind anfangs eher unsicher, was Neues auf sie zukommt und wehren sich fast. Da ist es wichtig, die Mitarbeiter zu motivieren und die Fusion als Chance zu sehen, da braucht es Überzeugungsarbeit. Ich glaube, dass das bei der Raiffeisenbank gut funktioniert hat. Aber man darf nicht erwarten, dass die Dinge dann von selbst funktionieren, quasi: Wir legen die Unternehmen zusammen, die werden sich schon irgendwie einig werden! Vielmehr muss man sich als Geschäftsführer oder Vorstand selbst einbringen und Brücken bauen. Und das ist auch nicht von heute auf morgen erledigt, das ist ein Prozess. Ich glaube, das Thema wird teilweise erst gelöst, wenn neue Mitarbeiter dazukommen: Die haben keine Geschichte im Unternehmen, für die gibt es keine Lagerbildung.
Bleiben wir bei den Menschen, in diesem Fall im Aufsichtsrat: Immer öfter wird gefordert, Aufsichtsräte sollen diverser werden, es brauche mehr Frauen und Menschen unterschiedlichen Alters als Aufsichtsratsmitglieder. Wie sehen Sie das bei der Raiffeisenbank Bodensee-Leiblachtal?
Dass Aufsichtsräte generell sehr männerdominiert sind, das ist kein Geheimnis! Auch nicht, dass sich das in Zukunft ändern wird. Nur muss man halt auch Frauen finden, die bereit sind, das zu tun. Wir haben ja inzwischen zwei weibliche Aufsichtsrätinnen und mit Sabrina Huber auch ein jüngeres Mitglied. Beide bringen schon ein gutes Spektrum hinein! Ich glaube aber auch, dass im Aufsichtsrat eine gute Mischung unterschiedlicher Berufsgruppen wichtig ist. Indem man hier breit streut, bekommt man viele verschiedene Aspekte hinein. So kann sich jeder aus unterschiedlicher Perspektive einbringen. Ich glaube, bei der Raiffeisenbank haben wir hier schon eine ganz gute Mischung erreicht!
Seit Wochen kämpfen wir mit der Corona-Krise – Wie sehen Sie die Einflüsse auf die Banken und Ihr Unternemen?
Es wird in vielen Bereichen kein wirtschaftliches Überleben ohne finanzielle Unterstützung – in welcher Form auch immer – geben. Hier kommt den Banken eine ganz wichtige Funktion zu, denn ganz ohne Risiko wird es auch für Banken nicht gehen. Lang gelebte Partnerschaften und gegenseitiges Vertrauen werden eine wichtige Rolle in der zielgerichteten Unterstützung sein. Für unser Unternehmen wird maßgeblich sein, ob sich diese Rezession in eine langfristige Wirtschaftskrise ausdehnt oder wir hoffentlich bald wieder auf altem Niveau sind. Auf beides müssen wir uns einstellen und Szenarien ausarbeiten.
Wolfgang Rohner persönlich
Erfolg ist für mich …
Spaß am eigenen Tun zu haben.
Innovativ sein bedeutet …
Neues zu probieren, zu scheitern und dann doch erfolgreich zu sein!
Die Region am Bodensee ist für mich …
einzigartig! Sie ist ein Lebensraum ist, den wir sonst weltweit nirgends finden - als Segler muss ich das sagen (lacht).
Mein Motto lautet …
„Es gibt immer eine Lösung.“