31.03.2022 - Fokus auf die Energiewende

Die Transformation der Wirtschaft bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Geldanlage, analysiert RCM-Experte Hannes Loacker.

Solarmodule vor Wald
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Auch der Verkehr steht vor Umbruch

Die Energiewende bietet Anlegern und Investoren in den kommenden Jahrzehnten ein breites Spektrum an, um mit der Veranlagung ihres Geldes einen klimafreundlicheren Umbau der Wirtschaft zu fördern. Allein bis 2040 schätzt die Internationale Energieagentur den Investitionsbedarf in erneuerbare Energien auf insgesamt 7 Billionen Dollar, erklärt Hannes Loacker, Energie- und Rohstoffexperte von Raiffeisen Capital Management (RCM), bei der Veranstaltung "Energiewende - Nachhaltig investieren für eine bessere Zukunft" des Raiffeisenverbandes Salzburg. "Es wird massiv Geld in die Transformation der Wirtschaft investiert werden müssen und viele Unternehmen werden damit auch Geld verdienen", ist der Experte überzeugt.

Der Krieg in der Ukraine dürfte diese Entwicklung sogar noch beschleunigen, denn Investitionen in erneuerbare Energien seien "der günstigste Weg", um die Abhängigkeit von Russland zu reduzieren, so Loacker. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich gewesen, dass in den ersten Tagen der russischen Invasion in die Ukraine die Aktien der Unternehmen mit dem Fokus auf alternative Energiequellen als eine der wenigen zulegen konnten.

Mit dem 2019 verabschiedeten Green Deal will die EU bei der Transformation der Wirtschaft global eine führende Rolle einnehmen und bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden, lautet die Zielvorgabe aus Brüssel. Dafür werden aber massive Anstrengungen notwendig sein, weiß Loacker. Denn allein im Vorjahr wurden weltweit 37 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen - das ist einer der höchsten Werte in den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: 2020 hatte der CO2-Ausstoß mit 34,8 Milliarden Tonnen noch deutlich weniger betragen.

Im Fokus des Green Deals steht etwa der Ausbau der erneuerbaren Energien. Derzeit werden Loacker zufolge global gesehen lediglich 32 Prozent des Stroms aus klimafreundlichen Quellen wie Photovoltaik oder Strom gewonnen, bis 2050 soll dieser Anteil bereits auf 65 Prozent steigen.
 

Steigender Strombedarf

Gleichzeitig dürfte der Stromverbauch Schätzungen zufolge bis 2050 um 75 Prozent zunehmen etwa aufgrund des Bevölkerungswachstums, aber auch dem Herausdrängen fossiler Energiestoffe. "Das ist ein massiver Anstieg", betont der Energieexperte. So weisen derzeit alle erneuerbaren Energiequellen gemeinsam eine Kapazität von 3.000 Gigawatt Strom auf, bis 2050 sollten es 12.000 Gigawatt, also eine Vervierfachung, werden. Das bedeute, dass sich zum Beispiel der Solarbereich bis dahin verachtfachen und der Windbereich vervierfachen müssten.

Doch nicht nur die Energieerzeugung steht vor einem Umbruch, sondern auch beim Verkehr müsse viel passieren, erklärt der RCM-Experte. Bis zum Jahr 2050 soll der CO2-Ausstoß in diesem Bereich um 90 Prozent gesenkt werden - vor allem dank der E-Mobilität. Deshalb erwartet Loacker, dass ab spätestens 2035 die Zulassung von Verbrennungsmotoren bei Pkws in der EU verboten werden dürfte. Anders sieht es noch im Lkw-Bereich aus, wo Dieselmotoren mangels Alternativen wohl länger im Einsatz bleiben könnten. Denn derzeit wird für einen 20-Tonnen-Lkw eine 14-Tonnen-Batterie benötigt, um diesen 1.000 Kilometer fahren zu können.

"Die Themen Energiewende und -versorgung haben durch den Ukraine-Krieg eine neue Dynamik erhalten", betont auch Manfred Quehenberger, Mitglied der Geschäftsleitung des Raiffeisenverbandes Salzburg. Versorgungssicherheit sei ein Gebot der Stunde, das mit der Energiewende untrennbar verbunden ist. Gerade die steigenden Energiepreise seien auch Treiber der hohen Inflation. Zugleich sei es allerdings wichtig, in Zeiten hoher Inflation sich Gedanken über die Ersparnisse zu machen. "Wenn dabei noch ein Beitrag für den Klimaschutz geleistet wird, ist es umso besser", strich Quehenberger hervor. 

Quelle: Raiffeisenzeitung; Text: lov
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