03.03.2022 - Hohes Bewusstsein für nachhaltiges Bauen

Mehr als die Hälfte der Österreicher kann sich Abstriche beim Wohnen zugunsten des Klimaschutzes vorstellen. RBSK-Geschäftsführer Christian Vallant sieht ein großes Potenzial beim Thema Renovieren und Sanieren.

RBSK-Geschäftsführer
© RBSK / Sabine Klimpt
Christian Vallant fordert mehr Informationen zu den diversen Förderungen.

Sanierung und Renovierung im Fokus

Nachhaltiges Bauen und Wohnen gewinnt in Österreich immer mehr an Bedeutung. Für bereits 82 Prozent der Österreicher ist das Thema sehr wichtig bzw. wichtig, geht aus einer Online-Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut Spectra im Auftrag der Raiffeisen Bausparkasse (RBSK) unter knapp 2.300 Österreichern aus allen Bundesländern hervor. Dazu zählen die Befragten etwa die Verwendung ökologischer Baumaterialien, energieeffiziente Systeme, ressourcenschonendes Bauen sowie Sanierung und Renovierung statt Neubau. Zudem befürworten mehr als zwei Drittel Sanierung und Renovierung anstelle von Neubau. Am meisten befürwortet das mit 73 Prozent die Altersgruppe der 50- bis 69-Jährigen, aber auch ein Großteil der jungen Menschen im Land teilt diese Meinung.

Hier ortet RBSK-Geschäftsführer Christian Vallant ein großes Zukunftspotenzial, denn bei den Anfragen um Bauspardarlehen sei der Anteil für Sanierungs- und Renovierungsarbeiten seit Jahren relativ stabil. "Der Anteil der von uns vergebenen Finanzierungen für Um- und Zubau sowie Sanierung und Renovierung hat sich in den vergangenen drei Jahren kaum verändert und bewegte sich bei Um- und Zubau zwischen 6,8 und 6,2 Prozent bzw. 4,2 und 5,3 Prozent bei Sanierungen und Renovierungen. Was hingegen deutlich angestiegen ist, sind die durchschnittlichen Darlehenssummen, die für diese Zwecke verwendet wurden. Diese stiegen bei Um- und Zubau von 103.000 Euro im Jahr 2019 auf 145.000 Euro 2021 und gar um knapp 50 Prozent bei Sanierung und Renovierung von 50.000 Euro 2019 auf 73.000 Euro im Vorjahr", streicht Vallant hervor. Sie seien aber immer noch viel zu gering im Verhältnis zum Neubau. Deshalb erwartet Vallant künftig einen Anstieg der Zuwächse bei den vergebenen Darlehensvolumina in diesem Segment.

Darüber hinaus könnte sich auch eine Mehrheit von 56 Prozent der Befragten vorstellen, Abstriche beim Wohnen zugunsten vom Klimaschutz in Kauf zu nehmen. Konkret sei es für 30 Prozent vorstellbar, auf Wohnfläche zu verzichten -umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung wären das 17 Prozent. Weitere 21 Prozent können sich als konkrete Maßnahme die Erhaltung von Grünflächen bzw. deren Rückbau vorstellen. Immerhin noch 11 Prozent halten es für vorstellbar, Sanierung und Renovierung eines Altbaus dem Neubau vorzuziehen und weitere 8 Prozent halten die Umsetzung energieeffizienter Maßnahmen wie die Verwendung von Photovoltaikanlagen, Erdwärme oder klimafreundliche Heizung wie Pellets für möglich. "Dieses Umfrageergebnis zeigt, wie bewusst sich die Österreicher mittlerweile sind, mit ihren Entscheidungen einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können. Gleichzeitig gestalten sie damit auch den Lebensraum zukünftiger Generationen", betont RBSK-Geschäftsführer Christian Vallant. Tatsächlich planen der Studie zufolge 7 Prozent der heimischen Bevölkerung in den kommenden fünf Jahren eine Investition in Sachen Energieeffizienz zu tätigen. "Fünf Prozent planen eine Photovoltaik-Anlage zu errichten, ein Prozent den Umstieg von Ölheizung auf alternative Heizmöglichkeiten. Fünf Prozent der Österreicher planen dafür Förderungen von Bund und Ländern in Anspruch zu nehmen, 2 Prozent werden dafür ein Darlehen aufnehmen", berichtet Spectra-Partner Christian Baumann.
 

Mangelndes Wissen

So groß Interesse und Bewusstsein an nachhaltigem Bauen und Wohnen mittlerweile sind, so groß ist auch der Informationsbedarf, vor allem in der Altersgruppe der 19- bis 28-Jährigen. So wünschen sich 61 Prozent dieser Altersgruppe noch mehr Informationen. Ähnlich sieht es beim Informationsstand zum Thema Sanierung und Renovierung von Altbestand aus: Knapp die Hälfte der Österreicher hat hier noch Bedarf, mit Abstand am meisten die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen (65 Prozent).

"Es geschieht insgesamt zu wenig. Zur Zeit ist das eine vollkommene Holschuld der Interessenten", berichtet Vallant. Ein Problem, das zum mangelnden Wissen beiträgt, sei die überwiegende Zuständigkeit der Länder beim Thema Förderungen für nachhaltiges Bauen. Da agiere jedes Bundesland anders, aber auch die Vorschriften seien unterschiedlich. Bei der Raiffeisen Bausparkasse werde über nachhaltiges Bauen in der Beratung informiert. Grundsätzlich gelte: Es müsse mehr beraten werden.

Dennoch seien die Förderungen von Bund und Land ein wichtiges Mittel, um nachhaltiges Bauen und Wohnen zu forcieren, zeigen die folgenden Umfrageergebnisse: Die Hälfte der Österreicher wünscht sich eine Erhöhung von Fördermittel - vor allem junge Menschen bekräftigen diese Forderung. Mehr Förderungen von Bund und Land wünschen sich auch mehr als die Hälfte der Befragten für Sanierung und Renovierung von Altbestand (56 Prozent).

"Wichtig wären aus unserer Sicht umfassende Förderungen, um einerseits den energetischen Bedarf von Einfamilienhäusern zu optimieren. Es gibt alleine 1,5 Millionen Wohnhäuser in Österreich, die in den 1970er- und 1980er-Jahren erbaut wurden. Andererseits sollten auch Maßnahmen für Um- und Zubau gefördert werden, die lebenszyklusorientiertes Bewohnen einer Immobilie erlauben," so Vallant. 

Quelle: Raiffeisenzeitung; Text: lov
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