Wie Raiffeisen OÖ mit „Raiffeisen Energie“ Gründungen von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften unterstützt.
Kooperation belebt Energiewende
Mit „Raiffeisen Energie“ wurde eine Beyond-Banking-Initiative von Raiffeisen OÖ ins Leben gerufen, die den Handel mit nachhaltiger, regional erzeugter Energie im privaten, unternehmerischen und öffentlichen Bereich ermöglicht.
Text: Johannes Grüner
Österreich hat sich für die notwendige Energiewende das ambitionierte Ziel gesteckt, bis 2030 eine vollständige Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energiequellen zu forcieren. Damit soll einerseits der generationsübergreifenden Verantwortung für Klimaschutz Rechnung getragen werden, andererseits strebt man damit auch die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen an. Ein Baustein für den Erfolg der Energiewende ist die Regionalisierung der Stromversorgung mittels Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften, kurz EEGs. Eine EEG ist ein Zusammenschluss von Haushalten, aber auch Gemeinden oder Klein- und Mittelbetrieben zur gemeinsamen regionalen Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen (z. B. Photovoltaikanlagen). Die entsprechenden wirtschaftlichen und sozialgemeinschaftlichen Grundlagen und Anreize dafür wurden unter anderem mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket im Jahr 2021 gesetzt.
Unterstützung bei Verwaltung, Onboarding und Abrechnung
Raiffeisen Oberösterreich hat mit „Raiffeisen Energie“ heuer eine Initiative gestartet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, flächendeckend in ganz Oberösterreich Gründungen von regionalen Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften in Form von Genossenschaften anzustoßen. Damit sollen neue Anreize für erneuerbare Energie geschaffen werden, indem der produzierte Strom auch direkt vor Ort und in der Region verbraucht wird. Raiffeisen Energie begleitet Raiffeisenbanken auf dem Weg zur Gründung der Energiegemeinschaften und unterstützt in weiterer Folge auch bei der Verwaltung und beim Onboarding der Mitglieder sowie bei der Abrechnung. Dabei profitiert Raiffeisen OÖ von Dienstleistungs- und Kooperationspartnern, die bereits jahrelange Erfahrung in der erfolgreichen Abwicklung von Energiegemeinschaften haben. „Seit dem Frühjahr 2024 sind wir in unterschiedlichen Regionen unterwegs und bieten gemeinsam mit den Raiffeisenbanken vor Ort Informationsveranstaltungen an. Das Interesse ist vielerorts groß, wir konnten auch schon erste Gründungen vorbereiten und begleiten“, sagt Josef Schmid, Geschäftsführer von Raiffeisen Energie. In einem ersten Schritt werden die möglichen Modelle vorgestellt und vor allem auch die finanziellen und ökologischen Vorteile einer Energiegemeinschaft besprochen.
Moderne Interpretation des Genossenschaftsgedankens
„Die Mitglieder einer Energiegemeinschaft profitieren von öffentlicher Unterstützung sowie von attraktiven und langfristig fairen Stromtarifen, die in der Gemeinschaft selbst definiert werden“, so Josef Schmid. Die meisten Stromgesellschaften haben ihre Vergütungen für PV-Strom angesichts des Überschusses inzwischen auf Marktpreise umgestellt, die nur mehr bei einigen Cent liegen und monatlich oder je Quartal angepasst werden. Dieser Umstand macht die Mitgliedschaft in einer EEG auch wirtschaftlich besonders reizvoll. Aber nicht nur jene, die ihre Überproduktion einspeisen, sondern auch Bezieher profitieren, schließlich sind auch für sie die vereinbarten Stromtarife besonders attraktiv. Raiffeisen Energie steht für eine moderne Interpretation des Genossenschaftsgedankens und transportiert damit auch in besonderer Weise die starken Werte von Raiffeisen. „In der Strategie der Raiffeisenbankengruppe OÖ ist verankert, auch Geschäftsfelder außerhalb des klassischen Bankgeschäfts zu erschließen. Hier liegt das Augenmerk vor allem auf Themen mit einer wachsenden wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Relevanz – dazu gehören auch regionale Energieversorgung und nachhaltige Stromerzeugung“, sagt Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ.
Zusammenschluss hebt neue Potenziale
Die Energiegemeinschaft „Vöcklatal-Mondsee-Attergau“ ist eines der ersten Projekte, das mit Unterstützung von Raiffeisen Energie erfolgreich an den Start geht. Dabei haben sich mit der Raiffeisenbank Pöndorf-Frankenmarkt, der Raiffeisenbank Mondseeland, der Raiffeisenbank
Attergau und der Vöcklakäserei vier Partner vor Ort zusammengetan, die für die Region ein entsprechendes Angebot ermöglichen wollen. Sylvia Maria Schindecker, Geschäftsführerin der Vöcklakäserei: „Als Produzent hochwertiger regionaler Lebensmittel ist uns der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ein großes Anliegen. Die Energiegemeinschaft ermöglicht uns, unseren ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren und mit unseren Milchlieferanten zum einen und Kunden zum anderen in eine noch engere Beziehung zu treten.“
Oberösterreichweite Bürgerenergiegemeinschaft
Raiffeisen Energie hat kürzlich mit Raiffeisenbanken und weiteren Kooperations- und Netzwerkpartnern darüber hinaus eine oberösterreichweit agierende sogenannte Bürgerenergiegemeinschaft gegründet. Diese profitiert nicht wie die regionale Energiegemeinschaft von reduzierten Gebühren – kann aber durch die selbst definierten Einspeiseentgelte und Abnahmepreise für alle Teilnehmenden attraktive Tarife bieten. Der besondere Vorteil in dieser großen Energiegemeinschaft ist es, dass auch größere Unternehmen partizipieren können. Durch die höheren Abnahmemengen, die angestrebt werden, ist somit auch die Integration größerer Stromlieferanten möglich.
Der Photovoltaikboom der letzten Jahre gibt Gründungen zusätzlichen Rückenwind. Im Sommer hat das Klimaministerium zudem eine neue PV-Strategie vorgestellt, um bis 2030 mit einem Eine-Million-Dächer-Programm elf Terawattstunden Strom aus Photovoltaik zu erzeugen. 42,5 Prozent davon sind laut Klimaministerium bereits umgesetzt. Oberösterreich hat mit 108.000 PV-Anlagen bereits 54,2 Prozent seines eigenen Ziels (200.000 bis zum Jahr 2030) erreicht. Mit 1.682 Megawatt liegt das Land auch bei der PV-Leistung schon über den gesteckten Zielen. Daten vom OÖ Energiesparverband zeigen, dass ein Drittel des Energieverbrauchs in Oberösterreich aus erneuerbaren Energien stammt, wobei 76 Prozent des Stroms, über 45 Prozent der Wärme (inklusive Industriewärme) und mehr als 64 Prozent der Raumwärme aus diesen Quellen kommen.
FAQs zu Raiffeisen Energie
Wer kann Mitglied einer Energiegemeinschaft werden?
Mitglieder der regionalen Energiegemeinschaften können Privatpersonen, kleine und mittlere Unternehmen, Landwirte, Gemeinden und Vereine werden. Sie können Strom einspeisen, Strom von der Energiegemeinschaft beziehen oder beides. Die Anzahl der Teilnehmer ist nicht begrenzt. Die Zuordnung zu einer Energiegemeinschaft erfolgt auf Basis des Netzanschlusspunktes – also am Wohn- oder Unternehmenssitz.
Muss dazu der Vertrag mit dem bestehenden Energieversorger gekündigt werden?
Nein. Jedes Mitglied einer Energiegemeinschaft behält seinen ursprünglichen Vertrag mit seinem bisherigen Energielieferanten. Damit ist die Stromversorgung auch dann sichergestellt, wenn kein Überschussstrom aus der Energiegemeinschaft zur Verfügung steht (z. B. bei Stromspitzen in der Mittags- oder Nachtzeit).
Wie kann man Teil einer EEG werden?
Die Teilnahme ist einfach und unkompliziert: Sie können sich kostenlos auf der Homepage www.raiffeisen-energie.at vorregistrieren. Weitere Informationen erfolgen in einer persönlichen Mail.