Stille Helden
Im Schatten internationaler Großkonzerne liefern sie einzigartige Produkte für Nischenmärkte und bleiben oft im Verborgenen: „Hidden Champions“ überzeugen nicht durch Größe, sondern durch Innovation und Qualität – und tragen entscheidend zur globalen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft bei.
Text: Rosi Dorudi
Österreichs Exporterfolg beruht stark auf mittelständischen Unternehmen, die weltweit durch Innovation und hohe Produktqualität punkten. Trotz ihrer geringen Bekanntheit sichern sie mit klaren Exportstrategien ihren Wettbewerbsvorteil ab und fungieren am heimischen Markt als zentrale Wirtschaftsmotoren. Ein herausragendes Beispiel für diese Unternehmen mit überschaubarer Größe, aber riesigen Zukunftschancen ist die EV Group (EVG). 1980 von Aya Maria und Erich Thallner unter dem Namen „Electronic Visions Company“ gegründet, gehört das Unternehmen mit seinen Präzisionsmaschinen zur Waferbearbeitung zu den weltweit führenden Unternehmen in der Mikro- und Nanotechnologie. „In unserem Hauptsitz in St. Florian am Inn entstehen die Herzstücke unserer innovativen Technologien“, erklärt Paul Lindner, Executive Technology Director bei EVG. Bereits 1985 setzten die Oberösterreicher mit dem ersten Doppelseiten-Mask-Aligner zur genauen Positionierung von Masken für die Fotolithografie in der Mikrochipherstellung einen bedeutenden technologischen Meilenstein. Im Jahr 1990 stellte das Unternehmen die Prozesstrennung in Wafer-Justierung und Waferbonden vor, was einen neuen Standard in der Branche festlegte. Heute ist EVG der unangefochtene Weltmarktführer im Waferbonding und ein führender Anbieter in Lithografieanwendungen wie der Nanoprägelithografie. „Wir sind auf den internationalen Märkten in Asien, Nordamerika und Europa aktiv und haben uns durch Tochtergesellschaften und Joint Ventures in wichtigen Regionen wie den USA, Japan, Südkorea, China, Taiwan und Malaysia eine starke Präsenz erarbeitet“, betont Hermann Waltl, Executive Sales & Customer Support Director.
Triple-i-Strategie
Um den technologischen Vorsprung in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu sichern und neue Produkte zu entwickeln, investiert EVG einen bedeutenden Teil seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. „Die Triple-i-Philosophie – invent, innovate, implement – prägt dabei unsere strategische Ausrichtung und sorgt dafür, dass unser Unternehmen stets an der Spitze neuer Anwendungsgebiete der Mikro- und Nanotechnologie steht“, erläutert Werner Thallner, Executive Operations Director bei EVG. „Technologien wie das SmartView® Face-to-Face Wafer-Alignment und das HERCULES®-NIL-System sind Beispiele für unsere Innovationskraft und deren positiven Einfluss auf die Halbleiterfertigung.“ Diese Technologien erweitern die Möglichkeiten der 3DIntegration und ermöglichen die Herstellung leistungsfähiger Bauteile, die für moderne Anwendungen unverzichtbar sind. Nachhaltigkeit liegt EVG ebenfalls am Herzen. „Dank unserer fortschrittlichen Fertigungstechnologien verbrauchen die neuesten Mikrochips trotz höherer Leistung und Speicherkapazität deutlich weniger Energie“, so Thallner. Über umfangreiche Maßnahmen zur umweltfreundlichen Produktion seiner Anlagen hinaus unterstützt EVG so mit seinen Lithografie- und Bondverfahren auch indirekt die Energiewende. Darüber hinaus ermöglichen innovative Mikrofluidik-Chips einfache DNA-Analysen und sogar Blutuntersuchungen direkt beim Arzt. Ein weiteres Beispiel für ihre Anwendung ist die Wasseranalyse im Bereich der Umwelttechnik. Mit seinem Engagement für technologische Innovationen ist EVG ein unverzichtbarer Partner für Unternehmen, die an der Spitze des Fortschritts stehen.
Komfort und Nachhaltigkeit
Fortschrittliche Technologie ist auch das Erfolgsgeheimnis von Frauscher. Die familiengeführte Bootswerft blickt auf eine fast 100-jährige Geschichte zurück. Gegründet im Jahr 1927, hat sie sich von einem kleinen Handwerksbetrieb zu einem international renommierten Unternehmen entwickelt, das für seine Innovationskraft und Nachhaltigkeit bekannt ist. „Unser Erfolgsgeheimnis liegt in der Kombination von traditioneller Handwerkskunst und dem ständigen Streben nach technologischer Raffinesse“, betont Stefan Frauscher, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb. Bereits 1955 zeigte das Familienunternehmen Mut zur Innovation, als es als Vorreiter Elektroboote entwickelte – ein Meilenstein, der bis heute Teil der Unternehmens-DNA geblieben ist. 2008 folgte das weltweit erste Sportboot mit Hybridmotor und 2009 das weltweit erste zertifizierte mit Wasserstoffenergie betriebene Boot. „Unser Bestreben, immer wieder neue Wege zu erkunden, ermöglicht es uns, Trends zu prägen und den Markt dynamisch mitzugestalten“, erklärt Frauscher stolz. Dieser Pioniergeist zeigt sich auch in aktuellen Projekten wie der Zusammenarbeit mit Porsche zur Entwicklung des Elektrobootes eFantom – ein wegweisendes Beispiel für die Verbindung von Luxustechnologie und umweltfreundlicher Mobilität.
Wie handwerkliche Präzision mit modernster Technik verschmilzt, zeigt sich vor allem im Detail der Frauscher-Boote. „Unser erfahrenes Team arbeitet eng mit Designern und Ingenieuren zusammen, um Boote zu schaffen, die sowohl technisch als auch ästhetisch überzeugen.“ Mit Fokus auf Komfort und Nachhaltigkeit pflegt die Werft Traditionen und gestaltet gleichzeitig die Zukunft des Bootbaus aktiv mit. Die Struktur des Hauptstandortes in Ohlsdorf fördert die enge Verzahnung aller Abteilungen – von der Produktion über das Marketing bis hin zum Controlling.
„Dieser integrierte Ansatz sorgt dafür, dass Markttrends und Kundenbedürfnisse nicht nur erkannt, sondern auch zügig und zielgerichtet umgesetzt werden können“, erklärt Frauscher. Die kontinuierliche Erweiterung des Teams, insbesondere im Bereich Elektromobilität, unterstreicht die Wachstumsambitionen der Werft, die auch zukünftig ihre führende Position im Bereich Premium-Jachten und Elektromobilität weiter ausbauen möchte. Damit will Frauscher der steigenden Nachfrage nach luxuriösen und nachhaltigen Booten nachkommen, wobei ein Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung der Elektromobilität im nautischen Bereich liegt.
Vom Christbaumständer zur Schraubfundament-Technologie
Deutlich kürzer, aber nicht weniger international ist die Geschichte der Krinner Schraubfundamente. Sie beginnt in den 1990er-Jahren im niederbayerischen Straßkirchen, als Firmengründer Klaus Krinner mit dem „Krinner Christbaumständer“ den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte legte, die das Unternehmen zu einem globalen Hidden Champion im Bereich des nachhaltigen Fundamentbaus machen sollte. „Von Anfang an setzten wir auf Innovationen in der Schraubfundamenttechnik“, erklären Christoph und Philipp Krinner, die das Unternehmen in zweiter Generation als Inhaber führen. „Die Flexibilität und Nachhaltigkeit unserer Produkte haben uns nicht nur regional bekannt gemacht, sondern auch international Türen geöffnet.“ Schraubfundamente bieten eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Betonteilen, da sie keine Bodenversiegelung verursachen und keine Aushärtungszeit benötigen. „Damit reduzieren wir nicht nur die Umweltbelastung, sondern senken auch die Kosten und Bauzeiten, weshalb sie weltweit in vielen Bereichen eingesetzt werden – von der Verkehrsinfrastruktur über temporäre Bauten bis hin zu Solarparks“, betont Simon Baumgartner, CEO des Unternehmens.
Moderne Techniken für alte Bauweisen
Die Krinner-Technologie basiert auf jahrhundertealten Pfahlbaumethoden, setzt jedoch moderne Materialien ein. Anstelle traditioneller Holzpfähle verwendet das Unternehmen langlebige Stahlpfähle. „Unsere Technik kombiniert das Beste aus alter Tradition und moderner Innovation, um stabile und nachhaltige Lösungen zu schaffen“, so Baumgartner. Besonders großes Wachstumspotenzial sieht er in den Bereichen temporärer und modularer Wohnbau sowie bei Infrastrukturprojekten im Energiebereich. „In Nordamerika und Europa steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Fundamentlösungen, besonders in Regionen mit starken Klimaschutzinitiativen.“ Um seine Marktposition weiter auszubauen, setzt Krinner auf kontinuierliche Forschung und Entwicklung sowie enge Partnerschaften mit Bauunternehmen und Anbietern erneuerbarer Energien. „Nur gemeinsam können wir innovative Lösungen entwickeln und umsetzen“, erklärt der CEO.