Zinsmarkt Europa

Zinswende im Juni gilt als wahrscheinlichstes Szenario

Wann wird die Zinswende kommen? Diese Frage beschäftigt derzeit die Finanzmärkte. Dank neuer Aussagen von Notenbankchefs wird eine Zinssenkung im Juni immer wahrscheinlicher. Erfahren Sie in unserem Artikel, warum sich Märkte und Notenbank nun auf einer Linie befinden und welche Auswirkungen dies auf Kreditnehmer:innen und Anleger:innen hat.

 

Die wirtschaftlichen Herzen in der Euro-Zone und in den USA schlagen derzeit immer weniger im gleichen Rhythmus. Das gilt etwa für die Konjunktur und die Entwicklung der Inflationsraten. Die Divergenzen dürften sich auch deutlich auf die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank (Fed) auswirken.

In der Euro-Zone stagniert die Konjunktur seit dem Sommer, was nicht zuletzt auf die Rezession in Deutschland zurückzuführen ist. Zeitgleich ist die Inflation in den vergangenen Quartalen im Euro-Raum kontinuierlich gesunken. Während die Teuerung im vergangenen Dezember noch bei 3,4 Prozent notierte, lag sie im März nach einer ersten Schätzung der Statistikbehörde Eurostat nur noch bei 2,2 Prozent – und damit sehr nahe an dem von der EZB angestrebten Ziel von mittelfristig 2 Prozent.

Allerdings wird erwartet, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten wieder leicht anziehen könnte. Für eine Entwarnung ist es also noch zu früh. Dennoch rechnen Marktteilnehmer aufgrund der Signale von EZB-Präsidentin Christine Lagarde und anderen Ratsmitgliedern damit, dass die Notenbank im Juni die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird. Für das zweite Halbjahr liegen die Zinssenkungsprognosen zwischen weiteren 0,5 und 1,0 Prozentpunkten.

In den USA brummt die Wirtschaft hingegen, und die Inflation liegt noch auf einem deutlich höheren Niveau als im Euro-Raum. Im März stieg die Teuerung sogar wieder von 3,2 auf 3,5 Prozent und damit noch stärker, als Beobachter zuvor im Durchschnitt erwartet hatten. Die Kerninflation ohne die volatilen Preise für Energie und Lebensmittel notierte gar bei 3,8 Prozent. Gerechnet wird mit einem ersten Zinsschritt im September.

 

Märkte und Notenbank befinden sich mittlerweile auf einer Linie

Noch im Januar hatten Investoren bis zu sechs Zinssenkungen bis Ende 2024 eingepreist. Diese Euphorie ist mittlerweile gewichen. Der für Finanzierungen maßgebliche 3 Monats EURIBOR liegt aktuell bei 3,88 % - bis zum Jahresende wird seitens Marktteilnehmer ein Wert von 3,15 % erwartet:

Euribor
Quelle: 1m/3m/6m EURIBOR and SONIA Forward Curves | Chatham Financial

Raiffeisen eher zurückhaltend bei Annahme allzu rasch sinkender Zinsen

Auch wir sind, was die weitere Entwicklung der Zinsen anbelangt, zurückhaltend und rechnen aufgrund der hartnäckigen Inflation zum Jahresende mit einem 3 Monats Zins von 3,25 %. Auch bei den längerfristigen Zinsen sollte sich der allmähliche Rückgang der Inflation in etwas tieferen Zinsniveaus ausdrücken. 

Zinsmarkt Europa
Quelle: LSEG,RBI/Raiffeisen Research

Kreditnehmer:innen mit variablen Zinsen müssen sich also vorerst noch in Geduld üben. Im Herbst könnte es aber zu guten Gelegenheiten kommen, über eine Fixzinsvereinbarung nachzudenken. Für Anleger:innen, die auf Geldmarktprodukte (Sparbuch, Geldmarktfloater) setzen, bleibt das Zinsniveau vorerst attraktiv. Raiffeisen rät, sich das Zinsniveau allmählich „einzusperren“ und auf längerfristige Zinspapiere mit Fixzins zu setzen. 

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Dieser Artikel wurde ausschließlich zu Informationszwecken erstellt. Die enthaltenen Angaben, Analysen und Prognosen basieren auf dem Wissensstand und der Markteinschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung – vorbehaltlich von Änderungen und Ergänzungen. Die Raiffeisenbank übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Inhalte und für das Eintreten von Prognosen. Die Inhalte sind unverbindlich und stellen weder ein öffentliches Angebot noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf dar. Da jede Anlageentscheidung der individuellen Abstimmung auf die persönlichen Verhältnisse (z.B. Risikobereitschaft) des Anlegers bedarf, ersetzt diese Information nicht die persönliche Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenbetreuer im Rahmen eines Beratungsgespräches. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen. Stand: Mai 2024