"Ich will frischen Wind hineinbringen"
Anna Doblhofer-Bachleitner hat mit Jahresbeginn die Leitung der Salzburger Lagerhäuser übernommen. Zum Antritt kann sie über das beste Ergebnis der Geschichte berichten und gibt einen Einblick in ihre Vorhaben.
Seit 1. Jänner stehen Sie an der Spitze der Raiffeisen Salzburg Warenbetriebe und treten damit in die Fußstapfen des langjährigen Direktors Heinrich Wimmer. Wie ist der Status quo? Wie gut stehen die Lagerhäuser in Salzburg da?
Doblhofer-Bachleitner: Das Vorjahr ist für die Raiffeisen Lagerhäuser sehr gut gelaufen, auch aufgrund einiger Sondereffekte. Der Jänner war in Salzburg extrem schneereich, was uns einen positiven Sondereffekt etwa bei Schneefräsen beschert hat, aber auch die Schneeschäden haben unser Geschäft positiv beeinflusst. In Summe ist der Nettoumsatz um rund neun Prozent gestiegen. Auch im Ertrag haben wir eine schöne Steigerung erreicht und damit das beste Ergebnis der Geschichte. Ich übernehme also ein sehr gut geführtes Haus.
Welche Bereiche sind im Vorjahr besonders gut gelaufen?
Doblhofer-Bachleitner: Im Baubereich spüren wir die gute Konjunktur und haben uns sehr positiv entwickelt. Auch im Bereich Haus-und Gartenmarkt haben wir uns steigern können, obwohl der Start in die Gartensaison sehr spät war.
Die Lagerhäuser sind also stark wetterabhängig?
Doblhofer-Bachleitner: Das ist einer der wesentlichen Unterschiede zum Bankbereich. Dort kann man Kreditauslastung und Einlagen relativ genau rechnen, das geht im Lagerhausbereich nicht, da gibt es andere Einflüsse wie Milchpreis, Agrarförderungen und eben die Witterung.
Wie entwickelt sich der Landtechnik-Bereich?
Doblhofer-Bachleitner: Auch im Landtechnik-Verkauf haben wir ein gutes Jahr gehabt, aber die weitere Entwicklung ist offen, weil etliche Förderungen ausgelaufen sind. Jetzt kommt es darauf an, was die neue Regierung macht und wo wieder Gelder zur Verfügung zu stellen. Wir sind aber prinzipiell optimistisch.
Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial?
Doblhofer-Bachleitner: Wir versuchen uns im Vertrieb noch einmal zu verbessern und wollen verstärkt in den Dienstleistungsbereich gehen. Wir sehen, dass unsere Kunden Interesse daran haben, nicht nur ein Gartenhaus zu kaufen, sondern es auch aufstellen zu lassen. Auch im Bereich der Automower, also der Rasenmähroboter, haben wir eine sehr starke Nachfrage und verbessern laufend unser Service: Kollegen vermessen den Garten, verlegen Schleifen und kümmern sich um die Wartung.
Die Lagerhäuser wollen das Gartenhaus also selbst aufstellen?
Doblhofer-Bachleitner: Nein, das streben wir nicht an. Wir machen unseren guten Kunden keine Konkurrenz. Wir haben sehr viele Gewerbekunden und dementsprechend wollen wir das lieber mit denen gemeinsam machen. Aber in der Vermittlung wollen wir uns weiterentwickeln und etablieren.
Wie kann man den Vertrieb insgesamt noch stärken?
Doblhofer-Bachleitner: Wir sind gerade dabei, dass wir eine Vertriebsunterstützung etablieren, die vor Ort in den Lagerhäusern noch einmal verstärkt schult und etwa auf die Warenpräsentation achtet. Vertriebscontrolling wird auch stärker ein Thema, also dass wir uns einfach noch einmal verstärkt den Zahlen widmen.
Also ähnlich wie Sie es bei den Salzburger Raiffeisenbanken eingeführt haben -mit dem Benchmarksystem?
Doblhofer-Bachleitner: Bei den Banken benchmarken wir ganz stark, das ist richtig. Ja, kann sein, dass die Idee ein bisserl von dort kommt.
Sie haben ja eine Doppelfunktion im Raiffeisenverband Salzburg und bleiben weiterhin auch für die Betreuung der Raiffeisenbanken zuständig. Wie viel können Sie von Ihrer Banktätigkeit auf die Lagerhäuser übertragen?
Doblhofer-Bachleitner: Die wichtigste Verbindung ist der genossenschaftliche Auftrag in der Region. Das erfüllt die Raiffeisenbank vor Ort als finanzieller Nahversorger und auf der anderen Seite ist es das Lagerhaus als realer Nahversorger. Wir sind in vielen Regionen das letzte Geschäft im Ort, wo man Milch und Joghurt kaufen kann. Wir nehmen den Auftrag schon sehr bewusst wahr und es ist uns wichtig, auch solche Standorte zu halten.
Wie viele Lagerhausstandorte gibt es aktuell?
Doblhofer-Bachleitner: Es sind 37 Lagerhäuser in Salzburg, davon gehören 29 direkt zum Raiffeisenverband, die anderen sind selbstständige Genossenschaften, die wir mitservicieren, dann noch acht Technikzentren, zwei regionale Tanklager und ein Mischfutterwerk. Momentan sind wir mit all unseren Standorten sehr zufrieden, wenn man auch in manchen Bereichen einkalkuliert, den Förderauftrag wahrzunehmen. Wir haben nicht den Anspruch, dass jeder Standort den Riesengewinn abwerfen muss, sondern sind auch mal zufrieden, wenn es eine schwarze Null ist.
Was reizt Sie am neuen Job?
Doblhofer-Bachleitner: Die Bandbreite und die Bodenständigkeit. Die Herausforderung ist natürlich eine große -auch diese Doppelrolle.
Als Frau und noch dazu als junge Frau in der Lagerhauswelt, das ist doch eher untypisch. Wie wird und wurde das aufgenommen?
Doblhofer-Bachleitner: Es ist natürlich ein Vorteil, dass ich in der Funktionärsschaft der Raiffeisenbanken schon gute Kontakte geknüpft habe. Im ersten Moment war es natürlich schon eine Überraschung, aber ich habe wenige Vorbehalte gespürt. Man muss sich einfach kennenlernen, dann kann man auch viel voneinander lernen. Als Außenseiter, natürlich mit betriebswirtschaftlichem Verständnis und mit rechtlichem Hintergrund, aber ansonsten Newcomer, ist man auf die Unterstützung der Fachexperten angewiesen. Man wächst schön langsam zusammen. Ich konnte vermitteln, dass es weiterhin Stabilität gibt. Aber in manche Bereiche kann ich einen frischen Wind hineinbringen.
Wohin wird der frische Wind 2020 wehen?
Doblhofer-Bachleitner: Wir konzentrieren uns auf unsere großen Projekte, das sind die Um-und Neubauten unserer Standorte in St. Martin im Pinzgau und St. Michael im Lungau. Wir werden uns heuer auch mit der Entwicklung einer App beschäftigen. Insgesamt werden wir ungefähr 3,5 Millionen Euro investieren. Persönlich will ich auch das Thema Personalentwicklung voranzutreiben.
Wollen Sie auch das Thema Jugend und Frauen in den Lagerhäusern fördern?
Doblhofer-Bachleitner: In unseren Lagerhausgenossenschaften habe ich noch keine Frau als Funktionärin getroffen, in den Banken sind wir ja schon wesentlich weiter und stark dahinter mit dem Funktionärinnenbeirat. Natürlich will ich auch hier bei den Lagerhäusern einen frischen Wind hineinbringen.
Sie haben eine neue App angesprochen. Wie wirkt die Digitalisierung auf die Salzburg Lagerhäuser?
Doblhofer-Bachleitner: Unser Webshop ist eine vielbesuchte Seite, vor allem um die Verfügbarkeit und Preise abzufragen. Die Einkäufe nehmen auch zu, aber nicht in dem Ausmaß, das man sich am Anfang vielleicht erwartet hat. Bei einem ersten Strategietag haben wir diskutiert, welche Themen wir in Angriff nehmen müssen, da ist das Thema Lieferung etwa eines, das unsere Kunden immer wieder nachfragen. Wir sind außerdem damit beschäftigt, unsere internen Systeme weiterzuentwickeln -Richtung CRM-System -, um unsere Kunden noch besser verwalten und betreuen zu können. Und damit jeder Kunde sein Lagerhaus immer dabei hat, entwickeln wir auch eine App. Im landwirtschaftlichen Bereich wollen wir eine eigene App entwickeln, mit der der Landwirt etwa seine Futtermittelbestellungen schnell und unkompliziert abgeben kann. Das sind spannende Sachen, mit denen wir den Kunden einen weiteren Mehrwert bringen können.
VON ELISABETH HELL