Chinas Großkonzerne unter Druck

Es ist gerade mal ein Jahr her, dass ein Internetkonzern aus China Facebook einholte. Ende Juli 2020 war der Konzern Tencent mit seinem Messenger-Dienst WeChat plötzlich mehr wert als das US-Unternehmen von Mark Zuckerberg.

WeChat dominiert den „WhatsApp-Markt” in China. Tencent legte in den Monaten zuvor eine beeindruckende Rallye hin. Und auch andere chinesische Technologie- Aktien legten mit ihren Börsenkursen höher zu als ihre US-Konkurrenten.

 

Chinas Technologie-Konzerne bringen ihr Geld unters Volk

Doch nun veröffentlicht die chinesische Zentralregierung fast täglich neue und im Detail verschärfte Regulierungsauflagen und Regeln für die chinesischen Großkonzerne. Viele Unternehmen geraten zunehmend unter Druck, da Teile oder sogar das gesamte Geschäftsmodell infrage gestellt werden. Die Großkonzerne zeigen demonstrativ ihre Bereitschaft, eine von oben diktierte Umverteilungskampagne wohlwollend mit entsprechenden Maßnahmen zu begleiten. Tencent, und Alibaba haben schon mitgeteilt, milliardenschwere USD-Beträge in wohltätige Stiftungen einzubringen bzw. für die Entwicklung der ärmeren ländlichen Regionen Chinas zu spenden. Der Führung in Peking scheint das aber noch lange nicht genug zu sein. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung der propagierten „irrationalen Kapitalexpansion” sollen folgen. Die Konzerne versichern, dass sie voll und ganz hinter der neuesten Kampagne von Staats- und Parteichef Xi Jinping stehen, der „allgemeinen Wohlstand” erreichen will.

 

Weitere Branchen von Regulatorik betroffen

Eine neue Auflage reguliert die spielfreudigen Chinesen und damit u.a. auch Tencent, wonach Minderjährige nur noch maximal drei Stunden pro Woche mit Online-Spielen verbringen dürfen. Längst spüren auch andere Branchen die neue Auflagenflut. So ist der Essenslieferdienst Meituan betroffen, bei dem die Zusteller Lohnuntergrenzen und Versicherungsschutz vorgeschrieben bekommen. Das nicht börsennotierte Unternehmen Bytedance (Eigentümer der Video-App Tik-Tok) wird direkt beaufsichtigt durch eine Staatsbeteiligung bzw. die Übernahme eines Vorstandspostens. Firmen aus China müssen künftig vor einem Börsengang im Ausland eine Genehmigung einholen, wenn das Geschäftsmodell mit sensiblen Daten arbeitet. Damit dürften in naher Zukunft einige geplante Börsengänge in den USA ausfallen. Über Jahre profitierten die Unternehmen davon, dass die Regierung in Peking sie kaum regulierte. So wuchsen Konzerne, wie Alibaba, Tencent und Baidu, heran, die ihren US-Vorbildern Amazon, Facebook oder Google wenig nachstehen. Doch während die US-Konkurrenten an der Börse weiter neue Höchststände erklimmen, haben Investoren chinesischer Tech-Aktien bisher ein desaströses Jahr erlebt. Der überwiegende Teil der Analysten zeichnet trotz aller Schwierigkeiten ein optimistisches Bild der Lage, denn bei vielen Konzernen sprudeln die Gewinne trotz der neuen Regeln schließlich immer noch ausreichend.

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