Kleines Geld, große Freude: Secondhand-Mode
Der Handel mit gebrauchter Kleidung boomt. Der Trend zu mehr Nachhaltigkeit im Konsumverhalten bestärkt diesen Boom.
Secondhand-Mode wird immer beliebter. Laut Future Markt Insights wuchs der Market für getragene Kleidung in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 9 % pro Jahr auf über 32 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021. In den nächsten zehn Jahren soll sich diese Wachstumsrate noch einmal beschleunigen – auf im Durchschnitt 11 % jährlich.
4,5 Millionen Tonnen Kleidung im Müll
Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten, Fehlkäufe versperren den Blick auf tragbare Stücke und es ist höchste Zeit, die Wintergarderobe hervorzuholen. Was nicht mehr gebraucht wird, kommt in die Kleidersammlung, wird verschenkt oder landet auf dem Müll. Allein in Europa werden jährlich fast 6 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt, 75 % davon landen auf der Deponie oder werden verbrannt. Vor allem Jüngere aber stellen immer mehr die aussortierte Kleidung auf Online-Plattformen, die sich ihrerseits meist um das Fotografieren der Artikel, die Auflistung im Shop und die Preisgestaltung kümmern. Die Nutzer:innen, die Secondhand-Kleidung an die Plattform geschickt haben, erhalten einen Teil des Verkaufserlöses.
Ressourcenschonung
Was sind die Gründe für das starke Wachstum? Der wohl wichtigste Punkt ist die Nachhaltigkeit, denn für den Kauf des Produktes werden keine weiteren Ressourcen verbraucht. Außerdem werden die verwendeten Ressourcen weiter genutzt und landen nicht auf dem Müll. Die Modeindustrie verursacht ungefähr 10 % des weltweiten CO²-Ausstoßes, die Arbeitsbedingungen gelten als schlecht. Was könnte da nachhaltiger sein, als Kleidung wiederzuverwenden. Zudem kaufen besonders gerne die Millennials und die Gen Z Secondhand-Mode ein, um außergewöhnliche Vintage-Pieces und Einzelstücke zu ergattern. So wollen sie ihre Individualität durch Secondhand-Mode ausleben. Auch die Nachfrage nach Secondhand-Mode von Luxusmarken wird immer größer. Unter den von Forbes gelisteten 40 wertvollsten Marken finden sich Louis Vuitton, Gucci und Hèrmes. Da die Preise dieser Luxusprodukte hoch sind, bieten sich Secondhand-Waren an. Doch auch bei weniger hochpreisigen Erzeugnissen sind gerade in Zeiten hoher Inflation Schnäppchen im Bereich getragener Kleidung attraktiv. Plattformen wie Vinted, Sellpy, Rebelle, Vestiaire Collective, thredUP & Co. boomen. Gebrauchte Kleidung kann dort ganz einfach gekauft und verkauft werden.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Auch große Modekonzerne wittern im Secondhand-Markt ihre Chancen. H&M zum Beispiel baut das Secondhand-Angebot aus. Der Fast Fashion Konzern bietet seinen Kund:innen im Onlineshop unter „preloved” gebrauchte Bekleidung zum Kauf an. Die Ware stammt jeweils von der H&M-Tochter Sellpy, die in 24 Ländern aussortierte Kleidung verschiedener Marken, wie z. B. Nike, Levis und Ganni, auf- und weiterverkauft.
Bald ist sie da, die schönste Zeit im Jahr: Weihnachten. Deutschlands größte Secondhand-Online-Plattform „momox fashion” hat dies zum Anlass genommen und bei ihren Kund:innen nachgefragt, welche Rolle Gebrauchtes bei der Geschenkeplanung spielt. Laut Umfrage können sich knapp 60 Prozent vorstellen, auch zu Weihnachten Gebrauchtes zu verschenken.
Der Trend in Richtung nachhaltiger Mode wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen – und es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Um die Modeindustrie langfristig nachhaltig zu gestalten, wird es allerdings mehr brauchen als immer neue Secondhand-Plattformen. Es braucht eine Verlangsamung der gesamten Textilproduktion und die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.