Lage der Autobauer gibt der EU zu denken

Europäische Automobilhersteller kämpfen mit wenigen Verkäufen von Elektrofahrzeugen und der zunehmenden Konkurrenz aus China. Ein Weckruf, um sich Gedanken zu machen, wie der Standort Europa wettbewerbsfähiger werden kann.

Konkurrenz

Die Automobilindustrie in Europa gilt als wichtiger Wirtschaftspfeiler und Exportsektor. Nach Angaben der Europäischen Kommission zufolge sind knapp 14 Millionen Europäer:innen direkt und indirekt in der Automobilindustrie beschäftigt. Der Umsatz dieser Unternehmen macht über sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Europäischen Union aus. Insbesondere in Deutschland und Frankreich nimmt der Automobilsektor eine bedeutende Stellung ein.

Doch die Konkurrenz, besonders aus Asien, ist im Bereich der Elektromobilität immer mehr auf dem Vormarsch und stellt eine große Herausforderung für die traditionellen Automobilhersteller dar, denn diese können es sich nicht leisten, den Wandel in der Branche zu verpassen. Die Politik in der EU hat sich schon zum Ziel gesetzt, ab 2035 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zuzulassen. Derzeit haben die meisten Hersteller in Europa aber noch ihre Schwierigkeiten, erschwingliche Elektroautos für die Masse zu produzieren, während vor allem chinesische Elektroautos mit massiven Kostenvorteilen, auch durch staatliche Subventionen, immer mehr an Markteinfluss gewinnen. Die letzten Meldungen aus dem Volkswagen-Konzern, die auf eine kritische Lage hinweisen, lassen aufhorchen und im gleichen Zuge werden Forderungen in Richtung Brüssel lauter.

Bürokratie

Die EU ist mit der Menge an Regulatorik und Bürokratie vielen ein Dorn im Auge. Zu den hohen Kosten für Energie und Arbeit kommen Informations-, Veröffentlichungs- und Berichtspflichten hinzu, welche die europäischen Unternehmen vor komplexe Herausforderungen stellen und sie im internationalen Wettbewerb zusätzlich schwächen. Auch EU-Strafzölle auf chinesische Elektroautos zum Schutz der heimischen Industrie werden kritisch hinterfragt, weil das Gegenreaktionen hervorrufen kann und so dem Export bzw. den heimischen Unternehmen wieder mehr schaden als helfen kann.

Lösungssuche

Zuletzt legte Mario Draghi (früherer Präsident der Europäischen Zentralbank) der Europäischen Kommission einen Bericht vor. Darin wird aufgezeigt, wie die Europäische Union ihre wirtschaftliche Wettbewerbskraft stärken und den Rückstand gegenüber Konkurrenten aus den USA und Asien wieder aufholen kann. Draghi sieht insbesondere die schwache Produktivitätsentwicklung in Europa als Hauptproblem. Eine Investitionsoffensive der EU und ein Ausbau der Binnenwirtschaft in Europa sollen dies lösen. Zustande kommen soll das mit einer gemeinsamen europäischen Finanzierung. Bei diesem Punkt stellen sich aber viele nationale Regierungen dagegen. Kurz gesagt fordert Draghi die Bündelung von Potenzialen und die Angleichung von nationalen Regelungen innerhalb der EU, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Politik und Wirtschaft sind hier nun gefragt, um gemeinsame Lösungen zu finden, damit Europa als starker Wirtschaftsstandort weiter forciert werden kann.

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