Notenbanken heben Leitzinsen an

Die russische Invasion in die Ukraine und die Lieferkettenprobleme, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, führen zu einer angebotsseitigen Lücke, welche die Preise in die Höhe schnellen lässt. Die Notenbanken versuchen, dem mit Anhebung der Leitzinsen entgegenzuwirken.

Anhaltender Inflationsdruck
Inflation entsteht immer dann, wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot. Aufgrund des Covid-bedingten Produktionsstaus arbeiten viele Unternehmen an ihren Kapazitätsgrenzen – und doch gelingt es ihnen nicht, die Nachfrage zu befriedigen. Dazu fehlen entweder die Maschinen, die Rohstoffe oder die Zulieferteile. Vor allem die letzten beiden Punkte machen derzeit vielen Unternehmen zu schaffen – die Ursachen liegen sowohl in der Pandemie (Lieferketten) als auch im Krieg gegen die Ukraine (Rohstoffe). Die Inflation in den USA war zuletzt auf 8,6 % geklettert – das ist der höchste Wert seit 1981. In der Eurozone lag die Inflation zuletzt bei 8,1 %.

 

Das Mittel der Notenbanken
Die Notenbanken können nicht per Knopfdruck den Krieg in der Ukraine oder die Pandemie beenden. So werden auch weiterhin die hohen Energiepreise zum Tragen kommen, die eben ein Haupttreiber der Inflation sind. Die Notenbanken können auch nicht mit Gelddrucken oder
höheren Zinsen mehr Getreide oder Düngemittel herzaubern. Der einzige Hebel, den sie haben, ist, die Nachfrage nach unten zu korrigieren. Aus diesem Grund erhöhen die Notenbanken die Anschaffungskosten für Waren und Dienstleistungen, das geschieht über die Erhöhung der Leitzinsen. Dies führt zu höheren Kreditzinsen, die wiederum Konsumenten durch höhere Anlagezinsen zu vermehrtem Sparen bewegen sollen. Das hemmt die Nachfrage und soll den Preisauftrieb reduzieren. Letztendlich können die Inflationstreiber, wie Krieg und Chinas Covid-Politik, nur auf politischer Ebene gelöst oder entschärft werden.


EZB unter Zugzwang, FED und SNB preschen vor
Die europäischen Währungshüter befinden sich in einer misslichen Lage. Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr und zentrale Aufgabe bleibt es, die Geldwertstabilität zu erhalten, deshalb hat die EZB nach langem Zögern angekündigt, die Leitzinsen erhöhen. Nach dieser Ankündigung sind zuletzt die Risikoaufschläge für die südlichen Euro-Mitglieder, wie zum Beispiel Italien, deutlich gestiegen. Die EZB hat daher später bekannt gegeben, dass ein neues Finanzinstrument bereits in Arbeit sei, um diese Risikoaufschläge in Schach zu halten. Die FED (amerikanische Zentralbank) ist der EZB da schon eindeutig voraus und hat innerhalb der letzten Monate drei Mal den Leitzins erhöht, um der Inflation entgegenzutreten. Zuletzt Mitte Juni erhöhte sie den Leitzins um 0,75 %, dies war die größte Zinserhöhung seit 1994. US-Notenbankchef Jerome Powell hat vor dem US-Kongress weitere zügige Anhebungen in Aussicht gestellt. Keine Größenordnung sei dabei vom Tisch, sagte er auf die Frage, ob die Zinsen auch um einen ganzen Prozentpunkt erhöht werden könnten. Die SNB (Schweizerische Nationalbank) überraschte die Märkte zuletzt mit einer Zinserhöhung von 0,50 %. Eine Zinserhöhung in der Schweiz war von vielen Analysten erst im September erwartet worden.

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