Windenergie als Opfer der hohen Inflation
Windparks unter Druck
Windräder gelten als bedeutender Faktor in der grünen Transformation der Energiearchitektur. Dem rasanten Preisanstieg sind sie jedoch besonders schutzlos ausgeliefert.
Es ist ein klassisches Dilemma. Der Ukraine-Krieg führte Europa nicht nur erschreckend deutlich die Wichtigkeit einer autonomen Energieversorgung vor Augen, er gilt auch als ein Grund für die an breiter Front steigenden Preise. Ausgerechnet die Inflation setzt nun die Kostenkalkulation für neue Windräder unter Druck. Insbesondere bei teuren Offshore-Windparks fällt der Löwenanteil der Gesamtkosten im Voraus an, weshalb der Sektor übermäßig empfindlich auf Änderungen bei Finanzierungs- und Baukosten reagiert. Die Rentabilität ganzer Projekte wird dadurch über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg infrage gestellt, von der Entwicklung über die Material-Komponente bis zur Installierung. Offshore-Windparks gelten als besonders exponiert, weil ihre Errichtung Turbinen von der Größe eines Hochhauses, Spezialschiffe und kilometerlange Kupferkabel erfordert. Andererseits bieten sie ein enormes Energiepotenzial und der Widerstand ist aufgrund ihrer Lage weit weg von jedweder Besiedelung per se niedriger als bei landbasierten Windparks und großen Solarflächen am Boden.
Pläne liegen auf Eis
Allein in Deutschland sind derzeit Pläne für Windparks an der Küste auf Eis gelegt, die sechs Gigawatt an grüner Energie produzieren könnten. Die Interessenvertreter sind entsprechend alarmiert und rufen bereits nach der Politik, denn Rückschläge wie diese verzögern den Ausstieg aus dem Öl-und-Kohle-Zeitalter. Doch auch in den USA, Japan und Taiwan verzögern sich geplante Fertigstellungen. Während die Probleme in den USA ähnlich gelagert sind wie in Europa, sorgt der schwächelnde Yen in Fernost für Schmerzen. Der niedrige Außenwert der Währung sorgt für erhöhte Einstandspreise auf dem Weltmarkt. In Taiwan ist es hingegen die restriktive Politik, die sich wünscht, dass die Turbinen im Inland gefertigt werden sollen – zu entsprechend hohen Preisen. Analyst:innen weisen deshalb darauf hin, dass die Welt noch meilenweit von einer Ausbaurate entfernt sei, welche die Stromgewinnung auf Kurs zur Klimaneutralität bringt.
Zinsen im Steigflug
Während sich die Lieferkettenproblematik nach dem plötzlichen Aus der Zero-Covid-Strategie in China zuletzt zu entspannen schien, deuten die Zeichen an der Inflationsfront nicht darauf hin. Die Währungshüter der großen Zentralbanken der Welt, allen voran der US-amerikanischen Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB), weisen regelmäßig darauf hin, dass der Kampf gegen die steigenden Preise weitergeführt werden müsse. Es ist demnach mit anhaltend steigenden Zinsen zu rechnen, welche die Rentabilitätsrechnungen der grünen Energieproduzenten unter Druck setzen werden. Unlängst überraschte der Vorsitzende der US-Notenbank, Jay Powell, mit der Aussage, dass das endgültige Zinsniveau in den USA wahrscheinlich höher sein werde als bisher angenommen und er bereit sei, das Tempo der Zinserhöhungen zu steigern. Auch Philipp Lane, Chefvolkswirt der EZB in Frankfurt, musste einräumen, dass die meisten Indikatoren für die Kerninflation deutlich über den Prognosen lägen und keine Anzeichen für eine Trendwende erkennen ließen. Die Windenergie-Branche wird sich demnach auf weiteren „Gegenwind” einstellen müssen. Der Druck auf die Politik wird gleichsam steigen.
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