Zwischen Hoffen und Bangen

Die Börsen sahen zuletzt gespannt der ersten Zinssenkung seit September 2019 der US-Notenbank Fed entgegen. Gleichzeitig mehren sich die Signale eines drohenden Abschwungs. Doch was bedeutet eine Rezession für die US-Aktienmärkte?

Seit Monaten galt für die Finanzmärkte die Devise „Bad News are Good News”. Nachrichten, wonach sich die Wirtschaft abkühlt, wurden positiv aufgenommen. Denn damit stand die Hoffnung in Verbindung, dass die US-Notenbank den Kampf gegen die Inflation für beendet erklären und erste Zinssenkungen einleiten kann. Doch im Verlauf der vergangenen rund drei Monate hat sich unter den Marktteilnehmer:innen ein neues Narrativ eingestellt. Bad News sind nicht mehr Good News. Die Aktienkurse reagierten empfindlich auf kleinste negative Überraschungen in den Konjunkturdaten.

Kommt die Rezession oder nicht?
An den Märkten steigt die Furcht vor einer Rezession – und das nicht zum ersten Mal. Bereits im Herbst 2022 sowie Ende 2023 mussten sich Investoren mit dem Szenario einer harten Landung der US-Wirtschaft auseinandersetzen. Beide Male stellte sich die Sorge als unbegründet heraus. Ist es dieses Mal anders?
Seit Mitte Juli fallen im MSCI World Index

Aktien aus den defensiven, als konjunkturresistent geltenden Sektoren Versorger, Basiskonsum und Gesundheit mit deutlichen Zugewinnen auf. Schwach schneiden dagegen die besonders konjunktursensitiven Sektoren Energie, Grundstoffe und zyklischer Konsum sowie die Kommunikation und Informationstechnologie ab.
Eine Rezession in den USA wird von den Aktienmärkten aber nicht bereits als so gut wie sicher betrachtet. Weiterhin stark hält sich beispielsweise der ebenfalls zyklische Industriesektor, was gegen einen harten Abschwung spricht. Auch keine Gefahr sendet der Markt für riskante Unternehmensanleihen aus. Der Risikoaufschlag von Anleihen ohne gute Anlagequalität liegt in den USA mit knapp drei Prozent auf einem sorglosen Niveau.
Es sind also auf der einen Seite deutliche Signale zu erkennen, dass sich die Finanzmärkte auf einen konjunkturellen Abschwung einstellen. Aktien aus defensiven Sektoren werden gesucht, zyklische Sektoren leiden. Andere Indikatoren wie der Markt für Unternehmensanleihen sowie die Stärke des Industrie- und des Finanzsektors sprechen dagegen weiterhin für eine sanfte Landung. Langfristig hat es keine erhebliche Relevanz, ob die Rezession nun kommt oder nicht. Wer über einen längeren Zeitraum investiert, könnte im Szenario einer Rezession interessante Kaufgelegenheiten erhalten und so sein Portfolio weiter ausbauen.

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