Nachhaltigkeitsrisiken bei Banken

Nachhaltigkeitsrisiken bei Banken

Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits jetzt deutlich spürbar. Insbesondere Österreich ist stark betroffen. Während der mittlere Temperaturanstieg seit 1880 global rund 1°C beträgt, ist dieser in Österreich mit 2°C doppelt so hoch. Laut Messungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) waren die 14 wärmsten Jahre der 252-jährigen Messgeschichte in Österreich in der jüngsten Vergangenheit. Aus den sich ändernden klimatischen Bedingungen ergeben sich verschiedene Risikoquellen, die sektoral und regional unterschiedlich ausgeprägt sein können. 

Folgen des Klimawandels verursachen bereits erhebliche ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Schäden durch häufigere und heftigere Extremereignisse sowie auch durch den Temperaturanstieg, veränderte Niederschlagsmuster und deren Auswirkungen. Das unregelmäßige Auftreten von klimawandelbedingten Schäden erschwert dabei den Umgang mit diesen Risiken.

In anderen Worten: Der zunehmende Klimawandel birgt verstärkt Risiken für Wirtschaft und Gesellschaft. Auch Unternehmen sind diesen ausgesetzt. Außerdem können sich Risiken aus den Bereichen Soziales und Unternehmensführung negativ auf Unternehmen auswirken.  Nachhaltigkeitsrisiken umfassen somit Risiken im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – das Stichwort dazu heißt ESG, nach den englischen Begriffen Environment (E), Social (S), Governance (G).

Dabei können Nachhaltigkeitsrisiken (und insbesondere Klimarisiken) nicht nur die Performance einzelner Vermögenswerte und Finanzmarktteilnehmer, sondern auch potenziell die Finanzstabilität selbst negativ beeinflussen. Da diese Risiken auf unterschiedliche Branchen und Sektoren entlang von Wertschöpfungsketten wirken können, besteht zusätzlich die Möglichkeit, das Wirtschaftswachstum negativ zu beeinflussen.

ESG-Kriterien an den Finanzmärkten

ESG-Themen, sowie die damit einhergehenden Chancen und Risiken werden zunehmend wichtiger für Finanzinstitute. Dabei stellt Nachhaltigkeit für Banken nicht nur eine Frage der Ethik dar, sondern wird auch verstärkt zu einer wirtschaftlichen Herausforderung, aus der eine neuen Risikoart hervorgeht: ESG-Risiken. Banken sollten sich mit ESG-Risiken ganzheitlich auseinandersetzten und sie entsprechend in ihre bereits bestehende Risikomanagementkategorien implementieren. Hierzu gehört die Anpassung von Geschäfts- und Risikostrategie, samt zugehöriger Risikoappetit-Vorgabe und transparenter Zuordnung von Rollen und Verantwortlichkeiten.

Infolge der kommenden Offenlegungspflichten, welche Auswirkungen des eigenen Wirtschaftens auf Nachhaltigkeitsfaktoren umfassen, werden auch diesen indirekten Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsrisiken für die Umwelt und Gesellschaft mehr Beachtung geschenkt werden. Welche Unternehmen hier förderliche oder weniger förderliche Beiträge zur Klimazielerreichung setzen, wird von Kunden, Investoren und Mitarbeitenden schon jetzt immer stärker reflektiert.

Nachhaltigkeit bewegt

Auch allgemein in der Gesellschaft gewinnt das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung. Das wachsende Interesse an Themen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und Fehlverhalten von Unternehmen führt zu einem raschen Wandel des Marktumfelds. Die Nachfrage von Investoren nach nachhaltigen Finanzprodukten steigt weltweit an. Die Reputation und der Unternehmenserfolg von Banken werden wesentlich durch Nachhaltigkeits- und Governance-Themen beeinflusst. Der Nachhaltigkeitstrend hat daher das Potenzial, den Banksektor weltweit drastisch zu verändern. Abzuwarten und nichts zu tun ist keine Option. Banken, die jetzt nicht handeln, werden kaum eine Chance haben, die regulatorische Anforderungen rechtzeitig in ihre Rahmenwerke zu integrieren, geschweige denn, sich an Marktveränderungen anzupassen. Einfache Lösungen sind jedoch meist selten. Ein Beispiel: Eine langjährige Kundenbeziehung, aufgrund zu einer weniger nachhaltigen Branche, aufzugeben, kann zu einem Reputationsschaden bei dieser Kundengruppe führen. Die Fortführung einer solchen Kundenbeziehung hingegen, kann anderen Stakeholder, wie zum Beispiel NGOs, auf den Plan rufen, die der Bank eine mangelnde Bereitschaft zur Unterstützung des Transformationsprozesses vorwerfen könnten.

Trotz aller Herausforderungen, die aus zukünftigen Regulierungs- und Marktveränderungen resultieren, ergeben sich auch Chancen für Banken: Eine frühzeitige Antizipation kann zur aktiven Positionierung genutzt werden. Finanzinstitute, die sich jetzt die Zeit nehmen, die zu erwartenden Herausforderung anzugehen, können die Marktchancen, die diese Veränderungen mit sich bringen, frühzeitig nutzen und gleichzeitig Risiken reduzieren.