Inflation und Zinsen 2025: Was erwartet uns?
Ein Rück- und Ausblick
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen
Die Dekade von 2012 bis 2022 war geprägt von niedrigen Zinsen, die durch die Globalisierung und niedrige Inflationsraten ermöglicht wurden. Die Notenbanken konnten die Zinsen auf Null oder sogar darunter senken.
Doch 2022 änderte sich alles: Pandemie, Lieferkettenprobleme, der Ukrainekrieg und Energieengpässe führten zu einem starken Anstieg der Inflation, besonders in der Euro-Zone.
Die Europäische Zentralbank (EZB) reagierte ab Juli 2022 mit drastischen Zinserhöhungen – von 0,00 % auf bis zu 4,50 % im September 2023!
Heute haben sich die Inflationsraten wieder normalisiert, und die EZB hat 2024 begonnen, die Zinsen erneut zu senken.
Ein Blick in die Zukunft
Die Entscheidungen der Notenbanken zur Geld- und Zinspolitik wirken oft komplex, betreffen aber fast jeden – vom Häuslebauer über Sparer bis hin zu Unternehmer:innen.
Besonders die Leitzinsen beeinflussen das Wirtschaftsleben. 2024 senkte die EZB unter Präsidentin Christine Lagarde die Zinsen vier Mal, um auf die Fortschritte im Kampf gegen die Inflation und die schwache Wirtschaft in Europa zu reagieren.
Gute Nachrichten für Kreditnehmer:innen
Sinkt der Leitzins, sinken meist auch die Kreditzinsen. Das ist eine gute Nachricht für alle, die eine Immobilie finanzieren, eine größere Investition planen oder Leasingraten und Dispozinsen zurückzahlen müssen.
Schwierigere Zeiten für Sparer:innen
Die Zinsen für Spareinlagen orientieren sich am Einlagenzins der EZB. Dieser ist mittlerweile auf drei Prozent gesunken. Viele Banken haben daher ihre Angebote für Spareinlagen nach unten korrigiert, und das wird wohl auch in diesem Jahr so weitergehen.
Zinssenkungen in Aussicht
Viele Euro-Notenbanker deuteten auf mögliche Zinssenkungen in den kommenden Monaten hin. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund der schwachen Wirtschaft und der Hoffnung auf das Inflationsziel von 2 % im Jahr 2025 zu sehen. Sie haben sich jedoch nicht über das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Zinssenkungen im Jahresverlauf festgelegt.
Die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer haben sich zuletzt auf drei statt vier bis fünf Zinssenkungen reduziert, wie sie noch Ende des vergangenen Jahres erwartet wurden. Der erneute Anstieg der Inflation im Dezember hat zu dieser Entwicklung beigetragen.
In den letzten Tagen äußerte sich die Präsidentin der EZB Christine Lagarde, dass mit einer weiteren Senkung der Zinssätze gerechnet werden könne. Gleichzeitig wies sie aber auf eine Zunahme der Risiken für das Wirtschaftswachstum hin, insbesondere in Deutschland. Ökonomen betonen, dass die Konjunktur trotz sinkender Zinsen noch nicht angesprungen sei.
Lagarde bezeichnete die Inflation zuletzt als „ein Biest, dessen Genick man noch nicht gebrochen habe“. Geht es nach der EZB, könnte im kommenden Jahr endlich das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht werden. Hartnäckig hoch bleiben aber die Preise für Lebensmittel und Dienstleistungen.
Eins ist klar: Für die Notenbanker wird 2025 ein Jahr größerer Unsicherheit. Nicht nur die Folgen der Wiederwahl von Donald Trump, auch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, sowie die Regierungskrisen in Deutschland und Frankreich sorgen für Unsicherheit. Für die Notenbanker kommt es jetzt darauf an, das richtige Tempo für Zinssenkungen im Spannungsfeld zwischen Inflationsbekämpfung und Konjunkturunterstützung zu finden.
Quelle: www.raiffeisen-research.at, Bloomberg, www.tagesschau.de, www.rcm.at