Wachstumsaussichten für die österreichische Konjunktur auf dem Prüfstand
Warten auf 2026 – Gunter Deuber, Chefanalyst von Raiffeisen Research rät Unternehmer:innen im Rahmen des Business Frühstücks der Raiffeisen Landesbank Kärnten zu Geduld. Wichtig sei es jetzt den Blick nach vorne zu richten.
WARTEN AUF 2026 – SCHWÄCHEPHASE IST HAUSGEMACHT
Seit Anfang des Jahres wurden die Wachstumsaussichten für die österreichische Konjunktur nach unten geschraubt. In der Industrie- und Bauwirtschaft sind schon länger herausfordernde Umfeldbedingungen erkennbar, alle Hoffnung ruhte auf dem privaten Konsum. Dessen erwartete Belebung sollte die Gesamtwirtschaft auf einen Wachstumspfad führen. Diese Hoffnungen haben mit den finalen BIP-Zahlen für Q2 einen gehörigen Dämpfer erhalten.
BUSINESS FRÜHSTÜCK 2024
Überraschung durch BIP-Zahlen für Q2
Die endgültigen BIP-Zahlen für das zweite Quartal 2024 haben diese Hoffnungen jedoch gedämpft. Anstatt eines stagnierenden BIP kam es zu einem unerwarteten Rückgang von 0,4 % im Vergleich zum Vorquartal. Insbesondere der private Konsum und der Handel enttäuschten. Mit Blick auf die schwache Leistung im ersten Halbjahr und aktuelle Trends wie die hohe Sparneigung verbunden mit einer niedrigen Konsumneigung, wird für 2024 ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaftsleistung in Österreich prognostiziert. Die BIP-Prognose wurde von +0,2 % auf -0,5 % revidiert.
Ausblick 2025 und 2026
Für das Jahr 2025 wird ein moderater Anstieg des BIP um 0,9 % erwartet. Dennoch wird anvisiert, dass das reale BIP-Niveau von Mitte 2022, dem bisherigen Höchststand, erst im Laufe des Jahres 2026 wieder erreicht wird. Raiffeisen Research erwartet deutliche EZB-Leitzinssenkungen, unter anderem schon jetzt im Oktober und Dezember um jeweils 0,25 %, Ende kommenden Jahres dürfte der EZB-Leitzins (Einlagesatz) sogar bei 2 % stehen (Stand heute: 3,50 %). „Die Zinssenkungen sollten die Wirtschaftsstimmung und Finanzierungsbedingungen erkennbar verbessern, aber erstmal bleibt die EZB-Geldpolitik für Österreich zu restriktiv“, so Gunter Deuber, Chefanalyst von Raiffeisen Research.
Gunter Deuber über politische Rahmenbedingungen
„Es ist höchste Zeit, der Verunsicherung bei den Firmen und Konsumenten durch wirtschaftspolitische Impulse entgegenzutreten“, fordert der Chefökonom. Die aktuelle Schwächephase sei überwiegend hausgemacht. Er betont, dass ohne entscheidende Änderungen in der Standortpolitik eine sehr herausfordernde Phase für die heimische Wirtschaft bevorsteht.
Österreich im Vergleich zur Eurozone
Zusätzlich verliert Österreich innerhalb der Eurozone an Wettbewerbsfähigkeit. Der wirtschaftliche Rückgang beschleunigt sich, während die Wirtschaftsleistung in der Eurozone 2023 und bisher 2024 um 0,5 % bzw. 0,8 % gewachsen ist. Diese Schwächephase ist nicht nur ein europäisches, sondern ein spezifisch österreichisches Problem und belegt eine klare Entkopplung Österreichs vom Rest der Eurozone seit Mitte 2022.
Herausfordernde Zeiten erfordern detaillierte Planung
Jedes Unternehmen hat sein eigenes Erfolgsrezept – keines ist mit dem anderen vergleichbar. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist es wichtig dieses regelmäßig zu analysieren und gegebenenfalls zu optimieren. „Unsere Aufgabe ist es, unseren Kund:innen mit Finanzkraft, unserem Netzwerk und durch fachliche Kompetenz zur Seite zu stehen“, betont Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher der Raiffeisen Landesbank Kärnten. Er sieht in Plattformen wie dem Business Frühstück, eine gute Möglichkeit, sich mit Fachexperten persönlich auszutauschen und wertvolle Informationen für die eigenen Geschäftsentscheidungen mitzunehmen.
Jedes Business braucht eine Bank mit Unternehmergeist.
„Uns ist es wichtig, das Business unserer Kund:innen zu verstehen daher sind Nähe und Vertrauen wesentliche Eckpfeiler in unseren Kundenbeziehungen“, führt Manfred Wilhelmer weiter aus. Der Unterstützungsbedarf geht klar über das traditionelle Finanzdienstleistungsportfolio hinaus: Neben der Beratung zu den Auswirkungen der Zinsentwicklung auf die Liquiditäts- und Finanzierungssituation von Unternehmen, spielen auch die Absicherung von Preissteigerungen, Zins- und Währungsschwankungen, Beratung zu Förderthemen sowie der allgemeine wirtschaftliche Ausblick eine wichtige Rolle. Entscheidend sei es, den heimischen Betrieben zur Seite zu stehen und wirtschaftliche Herausforderungen zu lösen, damit diese ihre Potentiale voll ausschöpfen können.