Führen mit Herz und Hirn – „Wer sich nicht selbst führen kann, kann gar nichts führen!“

Führung fängt vor der eigenen Haustüre an.

Führen mit Herz und Hirn.
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Viele reden über Führung. Und davon, dass Führen in digitalen, agilen Zeiten anders geht als früher. Klar! Unsere Arbeitswelt befindet sich momentan in einem Wandel, der vermutlich zuletzt zur Zeit der Industrialisierung ähnlich groß war. Neue Arbeitsweisen und Organisationstrukturen verlangen auch eine Veränderung der Führungskompetenzen: Hierarchien werden flacher, Teams organisieren sich selbst, und die früheren klassischen Führungsaufgaben wie Ziele definieren, motivieren, kontrollieren etc. reichen schon lange nicht mehr aus.

Die neue Schlüsselkompetenz Selbstführung

Wie also geht Führung heute? Ganz bestimmt nicht ohne Selbstführungskompetenz, also ohne die Fähigkeit, sich selbst zu führen. Egal, ob Sie eine große Gruppe oder ein kleines Team zu leiten haben: Wer sich selbst nicht führen kann, schafft das auch nicht bei anderen. Bei Führung geht es darum, andere Menschen zu Höchstleistungen anzuspornen und ihnen ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich entfalten können. Bei Selbstführung geht es um die gleiche Intention, aber bezogen auf Sie!

Wirksame Self-Leadership setzt immer an den drei wichtigsten Hebeln Gedanken, Emotionen und Verhalten an und lenkt diese in eine positive Richtung. Menschen, die sich gut „selbst führen“ können, zeichnen sich durch ein hohes Maß an Selbstreflexion aus. Sie haben gelernt, ihre Gedanken, Gefühle und ihr Verhalten selbst zu beobachten und darüber nachzudenken, sie richtig einzuordnen und zu steuern. Damit haben sie Macht, Wissen und Kontrolle über sich selbst und ihr eigenes Verhalten.

Profitieren Sie von Ihrem stärksten Verbündeten – Ihrem Gehirn

Nehmen Sie sich am besten vor, regelmäßig „Innenschau“ zu betreiben und Führung auch als inneren, mentalen Vorgang zu begreifen.

Hier drei Impulse:

 

  • 1. Gedankliche Selbstführung:

Mit der Macht Ihrer Gedanken können Sie Ihre Gefühle und Ihr Verhalten gezielt beeinflussen. Versuchen Sie vor allem, dekonstruktiven Denkmustern auf die Schliche zu kommen und zu lernen, sich manchmal quasi „selbst beim Denken zuzuschauen“. Fragen Sie sich: Wo steige ich in die immer gleichen Denkspiralen ein? In welchen Situationen wäre es gut, anders zu denken und sich infolgedessen anders zu verhalten?

Durch das bewusstere Wahrnehmen der eigenen Denkprozesse entsteht ein gewisser Abstand, der Ihnen die Gelegenheit gibt, zu entscheiden, ob Sie sich z. B. auf negative Gefühle einlassen möchten oder nicht. Wenn beispielsweise ein Kunde einen Deal platzen lässt, können Sie sich darüber ärgern oder Positives darin entdecken und zum Beispiel die gewonnenen Kapazitäten woanders einsetzen.

Zudem: Adieu, Multitasking – willkommen, Single-Task-Modus! Tun und denken Sie nie mehrere Dinge gleichzeitig. Nur so können Sie Ihren Arbeitsspeicher im Gehirn voll ausschöpfen. Fokussieren Sie sich auf das, was gerade am Wichtigsten ist. Alles schön der Reihe nach!

Noch ein Tipp: Hirnforscher schwören darauf: aufs Tagträumen! Denken Sie immer wieder … nichts! Beobachten Sie die Wolken, blicken Sie auf die grüne Wiese, was auch immer. Nur denken Sie möglichst nichts Konkretes und geben sich einfach Ihren auftauchenden Tagträumen hin. Sie fördern damit Ihre Kreativität und das Verknüpfen von Informationen im Gehirn – eine wichtige Basis für kluge Entscheidungen. Und eigentlich eine ganz angenehme Übung, nicht wahr?

 

  • 2. Emotionale Selbstführung

Bleiben Sie manchmal in negativen, kontraproduktiven Emotionen hängen wie eine alte Schallplatte? Üben Sie sich darin, negative Gefühle loszulassen und sich diesen ganz bewusst nicht auszuliefern. Heben Sie quasi den hängengebliebenen, kratzenden Tonarm an und fokussieren Sie lieber Dinge, die Sie weiterbringen, die funktionieren, und freuen Sie sich darüber. Sie werden feststellen, dass Sie diese Fähigkeit leistungsfähiger und kompetenter macht.

 

  • 3. Verhaltensbezogene Selbstführung

Ein wichtiger Punkt, da Ihr Verhalten unmittelbar für alle Mitarbeiter sichtbar ist. Haben Sie Ihre Ziele immer vor Augen, richten Sie Ihr Verhalten konsequent nach diesen aus und meiden Sie möglichst alles, was Ihnen nicht gut tut.

Dazu zählt auch, mit seinen Ressourcen achtsam umzugehen – zu wenig Bewegung, Schlafmangel und schlechte Ernährung führen schneller ins Burn Out, als Sie glauben. Bauen Sie gesunde Gewohnheiten auf, strukturieren Sie bewusst Ihre Phasen der Erholung und Entspannung. Seien Sie auch darin ein Vorbild!

 

Sigrid Sator

Autor: Mag. Sigrid Sator, seit über 30 Jahren Sachbuchautorin und Kommunikationsexpertin mit den Schwerpunkten Neuro Sales, Soft Skills im Verkauf, Rhetorik und Persönlichkeit. Sie arbeitet im Raiffeisenverband Salzburg als Trainerin und Coach.

Was ist Neuroleadership?

Neuroleadership ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, in dem die neuesten Erkenntnisse und Werkzeuge der Neurowissenschaften mit Theorien und Modellen aus den Bereichen Psychologie, Management und Leadership verknüpft werden. Ziel ist es, die Qualität der Führung in Unternehmen zu erhöhen, indem die Neurobiologie des menschlichen Gehirns berücksichtigt wird. Ein Beispiel: Wenn Führungskräfte die Funktionsweise des Gehirns besser verstehen, kann die Motivation der Mitarbeiter gezielt gesteigert und die Bindung ans Unternehmen verstärkt werden.

(In der Literatur werden meist vier Systeme des Gehirns beschrieben, die für Leadership relevant sind: das Belohnungssystem, das emotionale System, das Gedächtnissystem und das Entscheidungssystem.)

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