Meilenstein in Gemeindezusammenarbeit

Meilenstein in Gemeindezusammenarbeit
Norbert Baschnegger (Vorstandsdirektor Raiffeisenbank am Bodensee), Gerd Herljevic, MBA (Vorstandsdirektor Raiffeisenbank am Hofsteig), Bgm. Elmar Rhomberg (Marktgemeinde Lauterach, Gernot Uecker (Vorstandsdirektor Raiffeisenbank am Bodensee), Bgm. Christian Natter (Marktgemeinde Wolfurt), Vize-Bgm. Angelika Moosbrugger (Marktgemeinde Wolfurt), Mag. Marco Fehr (Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung, Dr. Mathis & Partner GmbH Dornbirn), Mag. Jürgen Adami (Vorstandsdirektor Raiffeisenbank am Hofsteig), Prof. Dr. DI Gerald Mathis (Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung, Dr. Mathis & Partner GmbH Dornbirn), Dr. Jürgen Kessler (Vorstandsvorsitzender-Stellvertreter Raiffeisenlandesbank Vorarlberg

Durch die neue Projekt- und Strukturgenossenschaft Wolfurt-Lauterach soll Vorarlbergs größtes interkommunales Betriebsgebiet gemeinsam entwickelt werden. Das einzigartige Projekt sichert die nachhaltige Entwicklung in den Marktgemeinden Wolfurt und Lauterach.

Gerade in einer prosperierenden Region wie Vorarlberg ist es wichtig, mit den vorhandenen Bodenressourcen so sorgsam wie möglich umzugehen. Kirchturmdenken darf ebenso wenig im Vordergrund stehen, wie Spekulationsgeschäfte oder schneller Profit. Vielmehr geht es darum, vernünftig und vorausschauend zu denken, um zusammenhängende Flächen oder sogar ganze Gebiete zum Wohle der Gesellschaft nachhaltig entwickeln zu können. Nur durch eine interkommunale verantwortungsbewusste Raumplanung und eine aktive Bodenpolitik ist eine entsprechende Steuerung dieser kostbaren Ressource möglich.

Gemeinden spielen tragende Rolle

Eine tragende Rolle und auch eine gesellschaftliche Verantwortung kommen dabei den Gemeinden zu. Das Bestreben muss es sein, die notwendigen Ressourcen zu sichern, um die Zukunft entsprechend gestalten und aus eigener Hand steuern zu können. Mit einem zukunftsweisenden Projekt zeigen die Marktgemeinden Wolfurt und Lauterach einen nachhaltigen Weg auf, wie eine Zusammenarbeit funktioniert, die für beide Kommunen gleichermaßen fair und profitabel ist.

Rund um den ÖBB-Terminal am Güterbahnhof Wolfurt wird von beiden Gemeinden ein 34 Hektar großes Betriebsgebiet erschlossen, das Unternehmen aus dem Bereich Gewerbe und Industrie, aber auch Dienstleistern zur Verfügung gestellt wird. Handel ist definitiv kein Thema. Es handelt sich dabei um das größte interkommunale Betriebsgebiet Vorarlbergs. Von seiner Größenordnung und Dimension ist dieses Projekt einzigartig. Wegen der ausgezeichneten und bereits vorhandenen Infrastruktur mit optimaler Anbindung an das Verkehrsnetz und dem ÖBB-Terminal ist der Standort ideal und gibt den beiden Gemeinden nun auch weiteren Spielraum für ihre Raumplanung in anderen Bereichen.
 

Unternehmen nachhaltige Entwicklung sichern

Hintergrund ist, dass heimischen Betrieben – auch kleineren und mittleren Betrieben – jene Flächen zur Verfügung gestellt werden können, die sie benötigen, um sich wirtschaftlich langfristig und nachhaltig entwickeln zu können. Das sichert Arbeitsplätze und Wohlstand in den beiden Gemeinden und der Region. Bei der Vergabe von Flächen werden daher vor allem Faktoren berücksichtigt wie Schaffung von langfristigen Arbeitsplätzen, Lehrlingsausbildung, Erfüllung von Umweltstandards und Nachhaltigkeit. Zur Abwicklung des Vorhabens wurde jetzt eine Genossenschaft gegründet. An dieser nicht auf Gewinn ausgerichteten Gesellschaft halten die beiden Gemeinden Anteile ebenso wie die zwei regionalen Ortsbanken Raiffeisenbank am Hofsteig und Raiffeisenbank am Bodensee. „Wir haben damit bewährte und kompetente Partner gewinnen können, die in ihrem Förderauftrag auch die nachhaltige Entwicklung der Gemeinden zum Ziel haben“, betonen die beiden Bürgermeister Christian Natter (Wolfurt) und Elmar Rhomberg (Lauterach). Für beide ist das Projekt ein Meilenstein in Sachen grenzübergreifender raumplanerische Zusammenarbeit.
 

Zukunftsweisendes Genossenschaftsmodell

Die ersten Gespräche im Hinblick auf eine regionale Zusammenarbeit gab es bereits 2006 im Zuge der geplanten Erweiterung des ÖBB-Terminals. Damals wurde auch festgehalten, dass durch dieses Projekt auch eine Änderung der Landesgrünzone erforderlich ist. Mit dem 2012 gefällten Beschluss eines gemeinsamen räumlichen Entwicklungskonzeptes wurden endgültig die gemeinsamen Weichen gestellt. Die dafür notwendige Anpassung der Landesgrün- und Landesblauzone wurde nur durch die gemeinsame Vorgehensweise der beiden Kommunen möglich – den flächengleichen Abtausch von Grundstücken in die Grünzone. Gleichzeitig wurde die Überlegung gestellt, wie eine Umsetzung erfolgen kann. Dabei standen die professionelle Abwicklung sowie die reibungslose Finanzierung des Großprojekts im Vordergrund. Genau deshalb wurde unter Einbeziehung regionaler Partner ein zukunftsweisendes Genossenschaftsmodell entwickelt – die Projekt- und Strukturgenossenschaft Wolfurt-Lauterach: Die beiden Gemeinden Wolfurt und Lauterach sind mit je 30 Prozent an der Genossenschaft beteiligt, die beiden regionalen Raiffeisenbanken zu jeweils 20 Prozent. Da wichtige Entscheidungen eine Stimmenmehrheit von 75 Prozent erfordern, verfügt jede Gemeinde gleichberechtigt über eine Sperrminorität.