PODCAST: Mag. Elisabeth Strassmair-Brunetti über Exportfinanzierung

Mag. Elisabeth Strassmair-Brunetti
© Christina Häusler

Im Juli 2018 wurde die „Österreichischer Exportfonds“ GmbH in die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) integriert. Rund 2.000 Klein- und Mittelbetriebe, die bisher vom Exportfonds unterstützt wurden, erhalten nun alle Exportfinanzierungslösungen der OeKB aus einer Hand. Über die OeKB kann ein breites Spektrum an Geschäften mit Auslandsbezug finanziert oder abgesichert werden: Das können laufende Exportgeschäfte ebenso sein wie Investitionen im In- und Ausland. Direktorin für die Kundenberatung Export Services der OeKB ist Mag. Elisabeth Strassmair-Brunetti. Sie stand uns im Zuge ihres Vorarlbergbesuches für ein Interview zur Verfügung. Eine verkürzte Abschrift des Interviews lesen Sie nachstehend, das komplette Interview können Sie gerne als Podcast nachhören.

 

Interview mit Mag. Strassmair-Brunetti

 

Durch die Fusion der „Österreichischer Exportfonds“ GmbH mit der Oesterreichischen Kontrollbank AG können kleinen und mittleren Betrieben (KMU) nun alle Finanzierungslösungen der OeKB „aus einer Hand“ angeboten werden. Welches Produkt wird von KMU am stärksten nachgefragt?

Der Exportfonds-Kredit ist nach wir vor unser Blockbuster. Ein Betriebsmittelrahmen für das Exportgeschäft bildet eine solide und zuverlässige Basis im Finanzierungsmix eines Unternehmens.

 

Welche Branchen und welche Unternehmensgrößen werden mit dem Exportfonds-Kredit angesprochen?

Das Produkt richtet sich an alle Branchen und KMU jeder Größe, vom Ein-Personen-Unternehmen bis hin zu mittelständischen Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern. Was unsere Kunden eint, ist ihr Fokus auf den Export: Umsätze mit ausländischen Geschäftspartnern und Gästen. Das Gros unserer Kunden ist in der Sachgüterproduktion tätig. Hierzu gehören metallverarbeitende, aber auch milchverarbeitende Unternehmen, genauso wie Unternehmen aus dem Textilbereich. Wir finanzieren aber auch Dienstleister wie beispielsweise Architekten und natürlich auch den in Vorarlberg sehr starken Tourismusbereich.

 

Gibt es neben dem Exportfonds-Kredit noch andere Produkte, die für KMU interessant sind?

Wir bieten umfassende Lösungen rund um die Bereiche exportieren, investieren und finanzieren an, die natürlich auch für KMU interessant sind: Neben den bewährten Lösungen zur Absicherung und Finanzierung von Auslandsbeteiligungen stehen vor allem die Produkte Auftragsinvest und Exportinvest im Fokus. Sie bieten exportierenden Unternehmen die Möglichkeit ihre Investitionen im Inland zu finanzieren, abhängig von der Exportquote. Bei guten Bonitäten können wir auch einen Teil des corporate risks übernehmen.

 

Was sind die Vorteile einer Exportfinanzierung?

Der Exportfonds-Kredit ist eine kurzfristige Finanzierung, die de facto langfristig zur Verfügung steht. Unsere Konditionen sind sehr attraktiv und in vielen Fällen teilen wir uns das Kreditrisiko mit der Hausbank des Unternehmens. Das macht den Kredit für die Kunden nochmals günstiger, da die Kosten für die Eigenmittelunterlegung der Bank reduziert werden. Bei den Investitionsfinanzierungen im In- und Ausland sind individuelle Laufzeiten von bis zu 10 Jahren möglich.

 

Die OeKB vergibt ihre Finanzierungen nach dem Hausbankenprinzip. Was bedeutet das?

Wir arbeiten in Österreich mit allen wesentlichen Banken zusammen, den sogenannten Hausbanken unserer Exporteure. Der Kunde ist also in Kontakt mit der Bank seines Vertrauens. Diese berät ihn und unterstützt bei der Antragstellung. Die Hausbank schließt auch den Kreditvertrag mit dem Kunden ab. Mit der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg steht den Unternehmen dabei ein erfahrener und kompetenter Partner in Fragen der Exportfinanzierung zur Verfügung.

 

Was sollten Unternehmen beim Export beachten?

Ganz simpel gesprochen muss ein Unternehmen seine eigenen Risiken einschätzen und kennen. Welche Zahlungskonditionen können vereinbart werden? Wie sehr ist das Unternehmen mit den lokalen Gegebenheiten eines Ziellandes vertraut? Eine sehr gute Informationsquelle ist dabei die WKO mit ihren zahlreichen Büros im Ausland.

 

Ab wann sollte ein Unternehmen über den Export nachdenken? (Welche Gründe hat das Exportgeschäft?)

Es ist nahezu unmöglich, als Vorarlberger Unternehmen nicht zu exportieren, da man schnell an die Landesgrenzen stößt. Wenn ein Unternehmen wachsen will, ist der Weg über die Grenze vorprogrammiert. Neue Märkte bedeuten neue Chancen aber auch neue Risiken. Für solche Risiken können wir als Mandatar des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) Exportgarantien anbieten. Dabei kann das Risiko des Zahlungsausfalles, aber auch das politische Risiko im Abnehmerland (kriegerische Ereignisse und Devisentransferrisiko) abgesichert werden. Unser Portfolio enthält aktuell Exporte in über 100 Ländern.

 

Stichwort Vorarlberg – Was fällt Ihnen dazu ein?

Hohe Ansprüche an die Qualität des Produktes und an die Mitarbeiter, sehr bewusstes Personalmarketing. Klare Kommunikation und starke Verhandlungspartner. Persönlich ist und bleibt Vorarlberg Heimat.

 

Wie sehen Sie die Entwicklung der Exportfinanzierung in der Zukunft?

Mit den vorher erwähnten Produkten Exportinvest und Auftragsinvest sind neue Lösungen entstanden, die Exportunternehmen dort abholen, wo heute Bedarf besteht. Sie sind eine hervorragende Ergänzung zum bestehenden Produktportfolio und konnten nur durch die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Finanzen realisiert werden Was die Exportzielmärkte anbelangt, würde ich mir wünschen, dass Afrika mit seinen Chancen und Möglichkeiten noch stärker ins Zentrum rückt. Um den Ausbau des Afrika-Geschäftes zu beschleunigen, wird der Bund mit der OeKB Gruppe ab 2019 verstärkt Risikokapital zur Verfügung stellen. Interessierte KMU, die in ein Joint Venture oder eine Ausbildungsstätte in Afrika investieren wollen, können gerne mit der OeKB oder der OeEB Kontakt aufnehmen.

 

Vielen Dank für das angenehme Gespräch.

Schauplatz Wirtschaft PODCAST #1