Friedrich Wilhelm Raiffeisen
Die Raiffeisen Idee in Österreich.

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ (Friedrich Wilhelm Raiffeisen)

Geschichte der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien

Die auf den Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen zurückreichende Idee, „Hilfe zur Selbsthilfe“ im agrarischen Bereich durch Genossenschaften zu ermöglichen, stieß in Österreich rasch auf Resonanz.

Im Jahr 1898 gründeten die Niederösterreichischen Raiffeisenkassen die Niederösterreichische Genossenschafts-Centralcasse, um eine gemeinsame Geldausgleichstelle zu schaffen. Nach Unterfertigung des Gründungsprotokolls am 10. Oktober 1898 nahm die Vorgängerin der heutigen Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG (RLB NÖ-Wien) am 1. Jänner 1899 unter dem Namen „Niederösterreichische Genossenschafts-Centralcasse registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung“ mit nur einem Mitarbeiter den Betrieb auf.

Die Zentralkasse – wie auch die Raiffeisenkassen und die landwirtschaftlichen Genossenschaften – wurde in die nationalsozialistische Produktionsmaschinerie eingegliedert und verlor nach und nach ihre mühsam aufgebaute Substanz.

Die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebes nach dem Kriegsende gestaltete sich sehr mühevoll. In der Zentralkasse wurde der aufgeblähte Personalstand wieder reduziert und die Geschäftstätigkeit auf den angestammten Bereich zurückgeführt.

Für die Betreuung der Kunden auf dem Wiener Markt wurde die „Raiffeisenbank Wien“ als Tochterbank gegründet.

Das Raiffeisenhaus Wien erhielt einen der ersten in Wien installierten Bankomaten.

Die Änderung des Firmenwortlautes auf „Raiffeisenlandesbank“ sollte den Verbundgedanken unterstreichen. Zu den traditionellen Ursprungsgeschäften, nämlich die Unterstützung der niederösterreichischen Raiffeisenbanken, waren längst weitere wichtige Geschäftsfelder – wie die Betreuung von Kommerzkunden oder institutionellen Großkunden – hinzugekommen.

Um den Wiener Markt verstärkt bearbeiten und gleichzeitig die Betreuungseffizienz für die niederösterreichischen Raiffeisenbanken weiter steigern zu können, wurde die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien mit der Raiffeisenbank Wien verschmolzen.

Die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien feierte im Festspielhaus in St. Pölten das Jubiläum ihres 100-jährigen Bestehens. Als Festredner ging der Wiener Alterzbischof Kardinal Franz König auf die Bedeutung der Ethik in der Wirtschaft ein und spannte damit den Bogen über die 100-jährige Geschichte der Raiffeisenlandesbank.

Als wichtige Weichenstellung für die Zukunft erfolgte die weitgehende Trennung von Bankgeschäft und Beteiligungsgeschäft. Mit Beschluss der Generalversammlung vom 27. April 2001 wurde der bankgeschäftliche Teilbetrieb in eine Aktiengesellschaft eingebracht (Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG) und gleichzeitig die Genossenschaft in die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien umfirmiert.

 

Heute steht die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG zu 100 % im Eigentum der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg.Gen.m.b.H.

Raiffeisen in Österreich

Gründung der ersten Raiffeisenkasse

In Österreich wurde die erste Raiffeisenkasse im Dezember 1886 in Mühldorf bei Spitz an der Donau (NÖ) gegründet. Dieser ersten Raiffeisengenossenschaft des Landes gehörten Landwirte, Handwerker, Arbeiter und Gewerbetreibende an. Die Pionierrolle hat Mühldorf dem damaligen Bürgermeister Ernst Vergani zu verdanken, der mit einer Studiengruppe des NÖ Landtages im Jahr 1886 Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Deutschland besuchte und von dessen Idee „Hilfe durch Selbsthilfe“ beeindruckt war.


Aufbau der Raiffeisenorganisation 

Zur Wende vom 19. in das 20. Jahrhundert gab es in Österreich bereits 600 Raiffeisen Kreditgenossenschaften. Mit der steigenden Zahl der Raiffeisenkassen wurden in den einzelnen Bundesländern nach und nach Landeszentralen gegründet. 1927 folgte mit der Gründung der „Girozentrale der österreichischen Genossenschaften“ die Vorläuferin der heutigen Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). In ihrer Funktion als Spitzeninstitut hatte diese die Aufgabe, einen für ganz Österreich wirksamen Verbund der Landeszentralen der Raiffeisen-Geldorganisationen zu verwirklichen.

 

Die Weltkriege

Nachdem das Wachstum von Raiffeisen bereits durch den Ersten Weltkrieg gebremst wurde, brachte der Zweite Weltkrieg erneut weitreichende Veränderungen für die österreichische Raiffeisen Organisation mit sich: Sie wurde in die deutsche Organisation eingegliedert. Erst im Jahr 1945 wurde dies langsam wieder rückgängig gemacht. Es wurde dabei auf jene Strukturen zurückgegriffen, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg geschaffen waren.

 

Gemeinsames Wachstum

Nach 1945 beschränkten sich die Öffnungszeiten der Raiffeisenkassen vorerst überwiegend auf Sonntagvormittag, was diesen den Namen „Sonntagskasse“ einbrachte. Auf Grund der verstärkten Nachfrage nach Bankdienstleistungen wurde schrittweise ein Tages-Geschäftsbetrieb eingeführt. Der Staatsvertrag brachte Österreich im Jahr 1955 schließlich die politische Freiheit, das Rekonstruktionsgesetz für Banken im selben Jahr die wirtschaftliche Freiheit. Nach dem erfolgreichen Wiederaufbau begann eine Periode kontinuierlicher Aufwärtsentwicklung.

 

Gründung von Spezialinstituten

Eines der ersten Spezialinstitute der Raiffeisen Bankengruppe (RBG) war die Raiffeisen Bausparkasse, die 1961 ihren Betrieb startete. Als weitere Spezialinstitute folgten die Raiffeisen Versicherung AG (1969) und die Raiffeisen Leasing GmbH (1970).

 

Steigerung der Bekanntheit

In den 1970er Jahren begann Raiffeisen, sein Engagement in den Bereichen Sport, Bildung, Kultur und Soziales zu verstärken und völlig neue Wege in der Bankenwerbung zu beschreiten. Mit dem damals noch wenig praktizierten Sportsponsoring wurde der Bekanntheitsgrad von Raiffeisen gesteigert.

 

Internationale Ausrichtung

Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs begann die Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB) mit einer zielorientierten Internationalisierung. Um für diese Herausforderung auch in Zukunft bestens gerüstet zu sein, hat die RZB im Jahr 2010 entschieden, wesentliche Teile des Bankbetriebs abzuspalten und in die Raiffeisen International einzubringen. Daraus entstand die Raiffeisen Bank International AG (RBI).

Im März 2017 erfolgte die Verschmelzung von RZB und RBI. Das fusionierte Unternehmen firmiert unverändert als Raiffeisen Bank International AG und ist an der Wiener Börse gelistet. Die RBI übernahm dabei zur Gänze die Rechte, Pflichten und Aufgaben der übertragenden Gesellschaft RZB.

 

Erfolgreich seit mehr als 130 Jahre

Heute ist Raiffeisen in Österreich ein regional geprägter, freiwilliger Verbund von Genossenschaften, der von drei Säulen getragen wird: Die Verwertungs-Genossenschaften, die Lagerhaus-Genossenschaften und die Genossenschaften im Bereich Finanzen.